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Simone Schloos

Interview und Fotoshooting für die "Für Sie"


Das Telefon klingelte. Dran war eine Bekannte. Sie wollte wissen, ob ich Interesse hätte an einem Interview für die Zeitschrift "Für Sie".
"Ja klar, mache ich" rief ich sofort, ohne überhaupt nachzufragen, worum es eigentlich geht. Peinlich- hätte eigentlich die erste Frage sein sollen.
"Die suchen eine junge Frau, die mindestens 4 mal verheiratet war“ erklärte sie.
Ok, ich bin zum 4. mal verheiratet, mache ich. Ich gab meine Einwilligung, dass sie meine Telefonnummer an die zuständige Redakteurin weitergeben durfte.
Kurz darauf klingelte erneut das Telefon und Britta Janzen von der "Für Sie“ rief an, um einen Termin für das Interview auszumachen.
"Dienstag 17 Uhr, wäre schön wenn Sie sich etwas Ruhe und Zeit nehmen würden, ich bin extrem neugierig!“
Einiges wusste sie schon aus der "Schwanger mit 16“-Geschichte, aber das war ja nur die Kurzform von turbulenten 20 Jahren.

Am kommenden Dienstag pünktlich um 17 Uhr klingelte mein Telefon. Ich hatte mich mit einer Flasche Cola und einer Schachtel Zigaretten in meinem Zimmer verschanzt, Männe hatte ich mit dem Hund raus geschickt, Handy ausgestellt und meine Tür abgeschlossen.

Dann ging es los.
1,5 Stunden lang frage mich Britta Janzen nach meinen Ehen aus. Wie die Anträge waren (hä? Anträge? Gab es nicht! ), ob und wie oft ich in weiß geheiratet habe, wie die Männer charakterlich waren, wie ich sie kennenlernte und wieder los wurde. Was mein Sohnemann dazu sagte, dass Muttern 3 mal "Ja“ hauchte. Etc. pp.
Während dieser ganzen Zeit hatte ich nicht das Gefühl ein Interview zu geben, sondern als ob ich einer Freundin meine Geschichte erzähle.
Vieles hat mich während der Zeit sehr zum nachdenken bewegt. Mir ist jetzt wirklich ganz klar, dass ich bei der ersten Ehe z. B. viel zu schnell aufgegeben habe.
Als wir fertig waren, war ich regelrecht erschöpft vom vielen Kramen in der Vergangenheit.

Am nächsten Tag rief dann der Fotograf an um einen Termin auszumachen.
Ein netter junger Mann mit ganz klaren Vorstellung.
"Also, wir werden die Bilder nicht bei Ihnen zu Hause machen, sondern draußen in der Natur. Sie ziehen bitte keine schwarze, keine weiße Kleidung, nichts buntes und nichts stark gemustertes an“ waren die klaren Anweisungen.
Ups, das wird ein Problem. In unserem Kleiderschrank herrscht Schwarz vor, bei meinem Mann noch mehr als bei mir, ich habe wenigstens noch ein paar Hellblaue Klamotten (soll ja blonden Frauen supergut stehen!) im Schrank hängen.
Außerdem sollte es doch bitte Sommerkleidung sein, das Heft erscheint am 1.6.04, da könnten wir dann nicht mit Jacken stehen. Ok, sein Wille war Befehl.
Ich komme dann am Freitag um 12:30 Uhr mit einer Visagistin zu Ihnen".
So schnell schießen also die Preußen, es war Mittwoch Nachmittag und ich sah am Kopf aus wie ein gerupftes Huhn.
Also schnell noch für den nächsten Tag einen Termin beim Friseur klargemacht.

Freitag morgen wachte ich mit unheimlichen Kopf- u. Nackenscherzen auf, hatte die ganze Nacht vor Schmerzen nicht geschlafen und dementsprechend sah ich auch aus. Dick geschwollene Augen, einen Kopf der nicht zu bewegen war.
Als ich das Bild im Spiegel sah musste ich mich erstmal übergeben.
Sofort einen Termin beim Doc gemacht, Termin 10 Uhr. Den bat ich nicht darum, mich in 2 Stunden wieder fit zu machen, sondern gab ihm dafür die ganz klare Order.
Hose runter, Spritze in den Allerwertesten und ab nach Hause unter die Dusche. Die Schmerzen ließen nach knapp einer Stunde zum Glück nach. Aber wie ein Mensch sah ich immer noch nicht aus.

Pünktlich um 12:30 Uhr stand dann Gunnar der Fotograf mit Nina der Visagistin in der Tür.
In der Hand einen riesigen Koffer. Nein, nicht für die Fotoausrüstung, da war die komplette Farbpalette einer gut sortierten Parfümerie drin!
Na dann man los Mädel, kannst dich richtig an mir auslassen - viel Vergnügen! Aber bitte- ich schminke mich sonst nie und ich möchte nicht aussehen, als wäre ich in einen Farbtopf gefallen.
Sie hat mich erhört und schminkte mich wirklich nur ganz dezent. Naja, auf den Bildern sieht es zumindest dezent aus. Als ich in den Spiegel sah, bekam ich erstmal keine Luft. Eine zentimeterdicke Puderschicht, meterlange Wimpern und ein rosenholzfarbender, riesiger Kussmund sprangen mir entgegen.
Männe wurde dagegen nur leicht abgepudert. Tja, das ist wahre Schönheit.

Nun aber los. Gunnar hatte in der näheren Umgebung nichts passendes gefunden wo er uns ablichen könnte und so lotsten wir ihn 200 Meter weiter zu einer idyllischen Stelle mit Fluß, Koppeln ect.
Er sah sich um und war sofort von den von Blitzschlägen getroffenen und umgestürzten Bäumen faziniert. Nur wie da hin kommen? Die Bäume lagen mitten in einem Brennesselfeld.
Macht ja nichts, so´n bisschen Kribbeln an den nackten Füßen- soll ja gesund sein.

Als erstes jagte er Männe auf den Baum. Dann sollte ich hinterher kraxeln. In offenen Sandaletten, einer frisch gewaschenen hellblauen Caprihose versuchte ich nun irgendwie schadlos auf diesen Baum zu krabbeln. Die vielen netten grün-braunen Moosflecke an Beinen, Händen und Hose sah man hinterher zum Glück nicht.
Dann sollten wir da etwas turnen um verschiedene Posen einzunehmen. Immer kurz davor, in das 2 Meter unter uns liegende Brennesselfeld zu fallen.
Wir lernten, dass man besonders nett aussieht, wenn man dem Fotografen "Scheiße“ entgegen ruft. Was aber dazu führte, dass wir uns vor lachen fast nicht mehr einbekamen und auf dem Baum hin uns her wackelten.
Nachdem Gunnar 6 Filme á 15 Bilder geschossen hatte, fuhren wir zu einem Platz, den er vorher ausgesucht hatte.

Eine Straße hinter unserem Haus ist ein wunderschönes, großes Rapsfeld. Während er das Licht prüfte, schminkte Nina uns etwas nach.
Dann kamen wieder Gunnar´s klare Anweisungen. "Legt euch mal in das Gras, etwas weiter links. . . . nein, wieder zurück, das Licht dreht, ein Stück vor, stopp! Nina, das Haarspray, der Wind dreht. „So lagen wir im hohen Gras, dass Rapsfeld hinter uns und über uns krabbelte alles Mögliche an Kleinzeug weg. Kratzen war verboten.
Dann wieder das gleiche Spiel. Einander ansehen, aneinander vorbeisehen, küssen, Männe alleine, Mone alleine, "Scheiße“ rufen. Mittlerweile sahen meine hellblauen Klamotten nicht mehr wirklich hellblau sondern grün-braun gemustert aus.

Nach 2, 5 Std. war Gunnar´s Filmvorrat erschöpft, ich übersät mit vielen kleinen juckenden Stichen. Aber es war super lustig und hat einen Wahnsinns-Spaß gemacht.

Nach einer Woche bekam ich von Britta Janzen den Text zum Gegenlesen. Sie hat ihn wirklich schön geschrieben, ich kann mich auch weiter unter die Leute trauen. Bis auf den Namen von Männe, Sohnemann und mir hat sie alle Namen geändert, einiges Unschönes hat sie weggelassen, anderes hat sie noch schöner gemacht. Nun bin ich auf die Resonanz gespannt, wenn das Heft am 1. 6. erscheint.