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Britta Janzen

Interview mit Simone Schloos (Sternchen)
erschienen am 01.06.04 in "Für Sie"


Die Kirche blumenüberladen, das Brautkleid mit meterlanger Schleppe, Schimmel vor der Kutsche: Um im Fernsehen so eine Traumhochzeit zu sehen, lassen viele Frauen alles andere sausen. Dies Frühjahr gab’s gleich drei königliche Gelegenheiten: Die Prinzen von Spanien, Dänemark und den Niederlanden führten ihre bürgerlichen Verlobten zum Altar.
Bei Simone Schloos in Braunschweig blieb der Fernseher aus. Verständlich. Die 37-Jährige kennt Hochzeitszeremonien in- und auswendig. Sie hat selbst viermal "Ja" gesagt. Bei Ehe Nummer eins ist sie 18, trägt ein traumhaftes Brautkleid und lässt sich von Blumenkindern zum Altar geleiten. Wie im Film, doch die Vorgeschichte ist weniger romantisch: "Daniel war mein erster Freund, meine erste große Liebe. Mit ihm wollte ich unbedingt eine eigene Familie haben und so glücklich werden, wie es meine Eltern sind." Knapp 17 ist Simone, als ihr Sohn Kai zur Welt kommt. Keine Frage, dass geheiratet wird, sobald sie volljährig ist. Doch schon während der Trauung beschleicht Simone ein mulmiges Gefühl: "Ich hatte von Daniel nicht mal einen richtigen Antrag bekommen. Von Liebe war keine Rede, nur von Steuervorteilen und dem gemeinsamen Nachnamen für Kai." Die Ehe läuft nicht gut: Daniel lebt sein Leben wie bisher, sie sitzt mit dem Kind zu Hause. Die Liebe kühlt merklich ab. Als Daniel kurz vor dem zweiten Hochzeitstag spontan mit Freunden und ohne sie in den Urlaub fährt, setzt Simone ihn nach seiner Rückkehr vor die Tür. "Ich habe mich in meine Wut reingesteigert", sagt sie rückblickend. "Jetzt würde ich vieles anders machen, damals habe ich zu schnell aufgegeben". Was sie nicht aufgibt, ist ihr Traum von einer glücklichen Ehe. Als sie 1992 per Kontaktanzeige Sebastian kennen lernt, hofft sie, dass er der Richtige ist, um in dem Film ihrer Fantasie die Hauptrolle zu übernehmen. "Ich hatte mich total in meiner Sehnsucht nach einer heilen Familie verrannt." Das macht sie blind. Sebastian ist nicht ihr Typ, weder äußerlich noch vom Wesen her. "Aber er strahlte so viel Ruhe aus. Ich wünschte mir Geborgenheit, vielleicht auch einen Versorger und einen neuen Papa für Kai", gibt sie heute zu. Hals über Kopf stürzt sich Simone, damals 23, in die Beziehung zu dem 14 Jahre älteren Mann. Nach nicht mal drei Monaten lassen sich die beiden standesamtlich trauen. Den Abend verbringt das Paar vor dem Fernseher bis Sebastian einschläft. "So hatte ich mir die Hochzeitsnacht nicht vorgestellt", sagt Simone. Schlagartig wird ihr klar, dass sie einen Fremden geheiratet hat. Sebastian ist für nichts zu begeistern, spricht kaum mit ihr, verbringt seine Feierabende am liebsten auf dem Sofa. "Um Kai hat er sich zwar gekümmert, aber nicht um mich." Kurz nach der Hochzeit scheitert die zweite Ehe. Sebastian zieht aus, Kai und Simone sind wieder auf sich selbst gestellt. Sie schuftet unter anderem als Tagesmutter. Männern gegenüber ist sie vorsichtig geworden. Mehr als ein Jahr dauert es, bis wieder einer ihr Interesse wecken kann: Jürgen aus dem Sportverein. Er umwirbt sie, unternimmt viel mit ihr und Kai und sehnt sich wie sie nach einem harmonischen Familienleben. Als beide 1996 eine Wohnung kaufen wollen, betont Jürgen, dass die Formalitäten für ein Ehepaar viel unkomplizierter wären. "Das ging mir eigentlich zu schnell, aber der Papierkram war ein gutes Argument." Diesmal sucht die inzwischen 27 Jährige Simone extra ein neues Standesamt aus: "Es wär mir peinlich gewesen, zum dritten Mal vor dem gleichen Beamten zu stehen", gibt sie zu. Wieder ist Simone in eine Ehe gestolpert, die dritte und wieder hat sie sich blenden lassen von der Sehnsucht, so glücklich zu werden wie ihre Eltern. Die schütteln über das Liebesleben ihrer Tochter ohnehin nur noch den Kopf, und bei Jürgen hatte ihre Mutter von Anfang an bedenken. Tatsächlich verliert Jürgen wegen Unzuverlässigkeit sogar seinen Job. Die gelernte Einzelhandelskauffrau muss das Geld für die Familie allein verdienen. Zu Hause kracht es immer häufiger, Simone leidet. Trotzdem kann sie sich erst nach vier Jahren zur Scheidung durchringen. "Hätte ich doch bloß auf mein Herz gehört, tief innen drin hab ich ja gewusst, dass es nichts wird." Simone zieht mit Kai, inzwischen 16, in eine neue Wohnung, will ganz von vorn anfangen: "Nur wir zwei, kein anderer. Es tat mir so leid, was ich ihm mit diesen beiden Ehen angetan hatte. Und mit dem Thema Männer war ich durch."
Ein paar Illusionen hat sie auch verloren. "Ich dachte, mit der Hochzeit ändert man sich und rauft sich irgendwie zusammen. Da war ich wohl ziemlich naiv." Entsprechend schwer hat’s der nette Arbeitskollege, dem sie 2001 begegnet. Helmut setzt auf Zeit. Er wird ein guter Freund, repariert mal was in der Wohnung und versteht sich bombig mit Kai. Trotzdem bleibt Simone misstrauisch und der 53-Jährige hartnäckig. Es gelingt ihm, sie zu einem gemeinsamen Urlaub zu überreden. "Da merkte ich, dass ich nicht mehr ohne ihn sein wollte", erinnert sich Simone. Die beiden werden ein Paar. Nur ein Thema ist tabu: Hochzeit. "Ich will nie wieder heiraten, hab ich ihm ständig gesagt. Doch ihre Gefühle sagen was anderes. Kann es sein, dass eine Beziehung "bis dass der Tod euch scheidet doch möglich ist? Sie hofft wieder, überwindet schließlich ihre Unsicherheit und offenbart sich Helmut in einem langen Brief, auf dessen letzter Seite sie ihm einen Antrag macht.
Am 15. Mai 2003 haben Simone und Helmut geheiratet, kinoreif und sehr romantisch in einer alten Mühle in Schleswig-Holstein. Ohne Trauzeugen, sogar ohne Kai. "Er hat gesagt: Mutti, ich hab das ja schon drei Mal erlebt", erzählt Simone. Sie kann drüber lachen. Die vierte war ihre schönste Hochzeit und die letzte. Diesmal ist sich Simone sicher.


Mit freundlicher Genehmigung von Für Sie