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Doris Stratmann

Feng Shui des Entrümpelns


"Zu Weihnachten habe ich ein gaaanz tolles Buch bekommen: Feng Shui des Entrümpelns. Das MUSST Du unbedingt mal lesen!", meine Freundin verdreht vor Begeisterung die Augen, mir dreht sich vor Übelkeit der Magen. Nicht noch so ein Simplify-Your-Life und Entrümpel-Deine-Wohnung-ergo-Deine-Seele Opfer! Das war definitiv zu viel. Nun also auch noch meine beste Freundin Paula.
Paula ließ sich begeistert über die befreiende Wirkung des Ballast-Abwerfens aus, während ich angestrengt meinen Milchschaum vom Kaffee löffelte. Zugegeben, die Hamstermentalität meiner Eltern (typisches Syndrom der Nachkriegsgeneration:"Das hebe ich besser mal auf - wer weiß, ob man es nicht irgendwann noch einmal für etwas gebrauchen kann.") ist mir auch zu viel. Angefangen bei ausgetretenen Schuhen und abgetragener Kleidung über leere Caro-Kaffeedosen, einzelne Schürsenkel und gebrauchtes Geschenkpapier bis hin zu leeren Briefumschlägen (als Einkaufszettel zu recyceln!) wird daheim alles in irgendwelchen Schachteln, Schubladen, Regalen und Schränken verstaut.
Aber muß es denn gleich so ein radikaler Sinneswandel sein? Wie kommt es, dass selbst die Frage, ob es sich lohnt, dies oder jenes Aufzuheben, der Mode unterworfen ist?
Mir scheint, wer sich nicht in der Kunst des Ausmistens und Entrümpelns übt, ist absolut out. Daran ändert auch die immer wieder zum Jammern anregende gesamtwirtschaftliche Lage leider nichts.
Und ich ärgere mich spätestens beim Blättern in einem Modemagazin, meine nun wieder so angesagten Straßbroschen der 80er in einem Anfall von Feng-Shui Begeisterung der Freundin meiner kleinen Schwester geschenkt zu haben. Im Gegensatz zu mir und meiner Schwester ist sie sich immer selbst treu geblieben und sammelt ganz altmodisch alles, was nicht niet- und nagelfest ist.
Muß ich noch erwähnen, dass diese nun an stolzgeschwellter Brust meinen schon damals sündhaft teuren Straßorden trägt?