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Katharina

Und wo ist dein Teddy?


...es hat ihn nie gegeben!
Als das Mädchen noch sehr klein war, bekam es ein Geißlein, weiß mit flauschigen Ohren, innen rosa gefärbt. Und diese kleine Ziege schleppte es mit sich herum, bis es eines Tages merkte, daß es ganz vorsichtig damit umgehen mußte. Bei einer kleinen Verletzung zeigte das arme Tier sein Inneres: Holzwolle.
Der Traum vom Teddy blieb. - Aber es war kalt in Deutschland geworden, es herrschte Krieg! Schlechte Zeiten für Teddies! Sie hatten sich alle aus dem Land zurückgezogen. Es gab einfach keine mehr! KinderTeddyLand wurde abgebrannt!
Und so wurde für das kleine Mädchen bald ein anderer Wunsch wichtiger, der aber unerfüllbar schien: eine Puppe der Marke Schildkröte, eine Puppe mit "Schlafaugen". Alles Wünschen, Betteln und Fragen half nichts - die Läden lagen zerbombt, nichts war zu kaufen, keine Zeit für Kinder und Wünsche! -
Es gab nur noch einen Ausweg, das Christkind mußte helfen. Ein Wunschzettel nach dem anderen wurde abends auf die Fensterbank gelegt. Heute würde man sagen: wenn Du ganz fest an etwas glaubst, dann erfüllt dir das Universum deinen Wunsch! Das wußte das Kind nicht, aber es glaubte!
Das Christkind kam auch in der Bombennacht und deckte einen spärlichen Gabentisch... und darauf saß eine wunderschöne Puppe mit braunen Glasaugen, die sich langsam schlossen und die langen seidigen Wimpern zeigten, als das Kind "seine" Puppe in den Arm nahm und an das Herz drückte. Die Welt war trotz Alarm und Bomben wieder heil. ( Daß das Christkind außer mit sehr viel Geld auch noch mit etlichen Lebensmittelmarken bezahlt hatte, das erfuhr das Kind erst Jahre später!)
Puppe Hildegard wurde die ständige Begleitung. Sie ging mit in den Luftschutzkeller, und als der später nicht mehr sicher genug war, lief abends ein kleines Mädchen aus dem Haus, eine Puppe auf dem Arm und einen Rucksack auf dem Rücken, hin zu der Textilfabrik, deren Keller mehr Schutz bieten sollte. Im Rucksack steckten Pantoffel für die kalte Nacht im Bunker, Bekleidung für den Notfall: Wäsche und Strümpfe, ein Bleyle-Kleidchen und Puppenkleider... und andere Puppenmütter kamen auch.
Und alle haben überlebt und später erfahren dürfen, wie allmählich alles besser wurde!
Einen Teddy hat es nicht mehr gegeben. Aber Hildegard gibt es heute, nach über 60 Jahren, immer noch. Sie hat einen guten Platz, schließt manchmal die Augen und erinnert sich daran, wie traurig und trostlos Kindheit im Krieg sein kann. Sie weiß von vielen Ängsten und Nöten und hat dabei erfahren, was ein kleines Mädchen für sie leisten konnte: sie immer zu lieben, zu umsorgen und sie nie zu vergessen!
Trotz allem - oder vielleicht gerade deshalb!