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Melanie Demitz

Sara Seestern


In einem großen, weiten Meer lebte einst das kleine Seesternmädchen Sara.

Am Tag ließ sie sich fröhlich durch die Wellen treiben oder spielte mit ihren Freunden.

Doch nachts, wenn sie wieder einmal nicht einschlafen konnte, betrachtete sie sehnsüchtig den glitzernden Sternenhimmel.
"Ach, wenn ich doch auch ein Stern am Himmel sein könnte", dachte sie dann oft seufzend. "Aber ich bin ja bloß ein Seestern."

Eines Nachts aber sollte ihr Wunsch in Erfüllung gehen.
Eine riesengroße Welle kam heran, hob sie weit hinauf und trug sie direkt in den Nachthimmel hinein.

Sara konnte ihr Glück kaum fassen.
Selig flog sie am Sternenhimmel umher.
Ein Komet sauste vorbei und grüßte sie freundlich.
Die Sterne winkten ihr fröhlich zu.
"Hallo", rief sie ihnen zu und lachte, "ich bin Sara und endlich bin ich auch ein richtiger Stern!"

Dann kam sie zum Mond.
"Hallo Herr Mond, ich heiße Sara, und heute ist endlich mein größter Wunsch in Erfüllung gegangen!"
"Hallo Sara", sagte der Mond mit weicher Stimme. "sag, wo kommst du denn her?"
"Von unten, aus dem Meer", antwortete Sara. "Ich habe mir so sehr gewünscht, ein echter Stern am Himmel zu sein. Und heute endlich trug mich eine Welle hier herauf."
"So, so", lächelte der Mond. "Dann sieh doch mal hinunter."

Sara schaute zu ihrem Meer, und vor lauter Staunen verschlug es ihr den Atem.
Das ganze Meer glitzerte und glänzte!

"Ja, ja", sagte der Mond und schmunzelte, "schau es dir nur an. Das dort unten seid ihr Seesterne. Für uns hier oben seid ihr nämlich der Sternenhimmel."
Sara schaute den Mond ungläubig an.
Konnte es wahr sein, dass ihr innigster Wunsch schon immer Wirklichkeit gewesen ist?
Voller Überschwang rief sie aus:
"Aber dann war ich ja schon immer ein richtiger Stern!"
"So ist es", erwiderte der Mond. "Ich habe diese große Welle gemacht, die dich hierher gebracht hat. Jede Nacht schwebten Deine Gedanken zu mir herauf und es machte mich traurig, dass Du Dir wünschtest, jemand anderer zu sein. Deshalb wollte ich Dir zeigen, was Du selbst nicht sehen konntest: dass nämlich jeder einzelne Seestern ein wunderschöner Stern am Meereshimmel ist.
Wer immer nur sehnsüchtig in die Ferne und auf andere schaut, der kann seine eigene Schönheit nicht erkennen."
Der Mond lächelte Sara an. Und Sara staunte immer noch.
"Und jetzt geh´ wieder nach Hause. Deine Freunde vermissen dich schon."

Daraufhin ließ Sara sich fallen, zurück in ihr Meer.
Freudig wurde sie von ihren Freunden begrüßt. Alle hatten schon auf sie gewartet und sich gefragt, wo sie wohl hingeschwommen sein mochte.
Und auch Sara freute sich sehr, wieder dort zu sein.
Denn, ehrlich gesagt, hatte sie ihre Freunde auch vermisst.

Von da an wünschte Sara sich nicht mehr, jemand anderer zu sein.
Wo sie aber in dieser Nacht gewesen war und was sie erlebt hatte, das behielt sie für sich.
Dieses Geheimnis bewahrte sie tief in ihrem Herzen.

Manchmal schaut sie nun nachts zum Himmel, schickt in Gedanken einen Gruß hinauf und sagt: "Danke, lieber Mond!"