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Dorothee Sachinian

Der Laptop, das Erdöl und ich


So! Jetzt sitze ich also das erste Mal vor meinem nagelneuen Laptop und werde fleißig in die Tasten hauen. Ein ganz neues Gefühl, dass man mich nicht wieder vergraulen kann. Mama, kannst du mich mal eben an den Rechner lassen? Das war dann nicht etwa mein Rechner - nein, das war dann immer der meines Mannes. Auf dem tobte ich mich "verbotener Weise" aus. Immer nur mal zwischendurch. Denn irgendjemand meldet immer auch sein Interesse an und will gerade jetzt an den PC. Was bin ich dann doch für ein Muttertier: Nein sagen fällt mir schwer, weil die Brut dann, wenn sie etwas will, so schön mit den Augen klimpern kann. Andererseits könnte ich ihnen gerade einen Tritt ins Hemd versetzen, wenn sie alle ihre "guten Seiten" herauskehren, weil sie denn gerade nichts wollen!
Als Mutter bin ich gemein und unmenschlich, wenn ich nicht nach der Pfeife meiner schlimmen Brut tanze. Mehr oder weniger freiwillig räume ich dann das Feld. Eigentlich hätte ich so Vieles zu erledigen, was wieder liegen bleibt, wenn ich mich jetzt nicht erhebe, um mich ins Unvermeidliche zu fügen. Der Kühlschrank muss ausgewaschen werden, die Waschmaschine ist eben abgelaufen und wartet darauf, an ihren Schleudergang erinnert zu werden- schon wieder jemand, der nicht selbstständig denkend an seinen Arbeiten wurschtelt, sondern erst organisiert werden muss. Alles meine Arbeit! Ich organisiere nicht nur den Tagesablauf sämtlicher Haushaltsmitglieder, sondern muss jeden Muli, der für mich arbeiten soll, auch noch anstoßen. Hat jemals jemand gesehen, dass eine Kaffemaschine von allein meine Kaffeebedürfnisse erkennt? Schafft sie nur, wenn ich sie mit Kaffee und Wasser bestücke. Zusätzlich versetze ich ihr einen freundlichen Klaps auf ihren Schalter, bevor sie endlich ihre Arbeit tut.
Ähnlich verfahre ich auch mit meinen Mitbewohnern. Ich verzichte zwar auf Kaffeepulver und Wasser, doch den kleinen, freundlichen Schubs, den brauchen sie alle. Warum sehen eigentlich nur die Hausfrauen den Dreck, der sich in der Wohnung türmt? Warum sieht das sonst niemand? Es wirkt eigentlich so, als wenn ich auf dem Weg durch die Wohnung auch noch das Arbeitsamt überflüssig mache: Ich verteile Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Denn eigentlich ist das, was ich dort verrichten lasse, gar nicht nötig. Auf diese Art und Weise doch erheblich in der Gunst aller anderen Mitbewohner sinkend, schaffe ich als Organisatorin es lediglich durch freiwillige Aufgabe meines ach so geliebten PC-Platzes ein paar Pluspunkte zu sammeln.
Dass eigentlich immer nur ich weiß, wo alles abgeblieben ist, dürfte doch zu einer gewissen Beunruhigung der Brut führen: Halt stopp! Woher weiß Mama, dass mein nagelneues T-shirt unter dem Dreckwäscheberg liegt? Ganz einfach: Ich habe beobachtet, in welcher Reihenfolge diesmal geschichtet wurde und nicht, weil ich alles durchsucht hätte. Zum Glück dauert es etwas länger, bis das Ganze wieder zu Erdöl wird. Druck und Schichtung scheinen mir den erforderlichen Gegebenheiten sehr nahe zu kommen! Mittlerweile fällt es mir wenigstens nicht mehr ein, diese Berge abzuarbeiten.
Wer gewaschen haben will, muss selber auf die Idee kommen, die Wäsche zu sortieren oder überhaupt abzuliefern. Den bevorstehenden Waschtag verkünde ich Abends vorher und wiederhole diesen Aufruf am folgenden Morgen. Wer dann noch nicht drauf kommt, hat bald nichts mehr anzuziehen -spätestens dann kommt der Aufschrei.
Und ab heute bin ich nicht mehr bestechlich!
Ich bin autark, was meinen Aufenthalt im www oder bei der Schreiberei angeht. Wollen wir doch mal sehen, wie ich mir ab jetzt die Pluspunkte verdienen darf: Oder sollte es mir einfach mal wurscht sein? Bin ich etwa egoistisch?

Schmunzelnde Grüße von der Bergstraße!