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Susan-Barbara Hofer

Es war von Anfang an klar, dass die Rubrik Kultur in die Homepage rein soll, als Anklickpunkt für Themen aus Umwelt, Erziehung, Psychologie, Philosophie, Literatur, Bildende Kunst, um nur einige von ihnen zu nennen.
Erst in den letzten Tagen ist mir richtig bewusst geworden, was der Begriff Kultur mit unserer Hausfrauenrevolution zu tun hat; nämlich Grundsätzliches.
Im Lexikon finde ich folgende Erklärung: Gesamtheit der typischen Lebensformen größerer Gruppen einschließlich der sie tragenden Geistesverfassung, besonders der Werteinstellungen. Sie gilt i.w.s. als Inbegriff für die im Unterschied zur Natur und durch deren Bearbeitung selbst geschaffene Welt des Menschen.
Kultur kommt aus dem lateinischen „cultura„ und bedeutet Landbau; Pflege (des Körpers und des Geistes).
Meine Theorie, die HausFrau als eigentliche Kulturbringerin und Trägerin zu betrachten, ist für viele womöglich unerhört, lächerlich und gänzlich indiskutabel. Die ein oder andere LeserIn* aber wird neugierig und denkt sich „schau´n wir mal„ oder „weiß ich eh schon immer„.
Bin ja selber ganz gespannt, wie sich meine Gedanken so vernetzen und verweben werden, so dass ein einigermaßen tragendes Netz entsteht.

Es wird ja heutzutage schon feste an einer Änderung herumgebastelt, doch nach wie vor (Erdengesetz halt) ist der weibliche Mensch* für die Lebensentstehung und –erhaltung notwendig.
Um im Zentrum von Leben und seiner Gestaltung, d.h. im Kern der Sippe bzw. Familie, sich aufhalten zu dürfen, musste der Menschenmann in frühesten Zeiten seine soziale Kompetenz unter Beweis stellen. (Wann alles stattgefunden hat, kann nur gemutmaßt werden... vielleicht 100 000 Jahre v. u. Z. bis 3-4 000 Jahre v. u. Z.)
In vielen und gebräuchlichen Geschichtsbüchern finde ich sie noch, die Mär vom großen, heldenhaften Jäger und Versorger der Familie. Wie er das Mammut jagte und dann keiner mehr hungern musste. Dass die Menschenfrauen auch schon in prähistorischen Zeiten den größten Teil der Versorgung leisteten, wird seit Langem vermutet. Das Sammeln von Nahrung und Erjagen von Kleintieren war Alltagsangelegenheit . (Knochenfunde in Höhlen bestätigen diese Annahme) Nahrungsversorgung, Kinderbeaufsichtigung, die Pflege von Kranken und Alten, passierten im innersten Kreis der Sippe und nur Männer mit ausgeprägten fürsorglichen Fähigkeiten wurden in dieser „Lebensmitte„ zugelassen. (diejenigen, welche draußen bleiben mussten, galten vielleicht als zu gefährlich, lernunfähig oder wenig kooperationsbereit.)
Die Beobachtung kosmischer Vorgänge wie die Jahreszeiten, Wechsel von Tag und Nacht, Wachstumsphasen von Pflanzen und Tieren, die Bewegung der Gestirne, wurde in Verbindung gebracht mit dem eigenen Lebensablauf von Geburt , Leben, Tod und dem Glaube an die Wiedergeburt im Kreis der Sippe. Im und am eigenen Körper wurde wahrgenommen, dass neues Leben aus dem weiblichen Körper kommt und dazu fähig ist Nahrung zu geben. Auch stirbt er nicht, wenn er monatlich blutet. Die alten Frauen waren auch nach ihrer fruchtbaren Zeit äußerst wichtig für den Erhalt der Sippe; ihr Wissen um essbare Pflanzen, Hilfe bei der Kinderbetreuung, die ganze Lebenserfahrung musste an die Tochterkinder weitergegeben werden.
Erste Erklärungen wie die Welt entsteht, haben wohl hier ihre Wurzeln. Eine, die weibliche Kraft, welche fürs Leben wie für´s Sterben zuständig ist wurde mit Sicherheit gebührend geehrt; wie im Himmel so auf Erden...
Die Fähigkeit zur Abstraktion und ihre erstaunliche Umsetzung können wir noch heute auf alten Höhlenwänden, wie in Lascaux, bewundern (ca. 30 000 Jahre v. u. Z.). Zeitabläufe wurden gemessen und in Felsen geritzt, die Venus von Laussel hält den BetrachterInnen die von Strichen gezierte Mondsichel entgegen (Mensa, eine römische Göttin der Messung, Zahlen, Kalender, Berechnungen und Tabellen zeugt noch von dieser weiblichen Fähigkeit).
Auch das Feuer als Lebensnerv jeder menschlichen Behausung wurde von den Frauen der Sippe behütet und geehrt (die Vestalinnen in Rom haben das noch sehr lange getan.)
Die Erfindung von Werkzeugen zum Abschaben von Fellen für Kleidung, sowie ihr Zusammenfügen, später dann die Arbeit mit Spindel und Faden, wurde von Menschenfrauen getan. (Die griechische Göttin Athene soll den Webstuhl erfunden haben und die drei Moiren, die mit dem Lebensfaden, wirken, weben und schneiden auch heute noch.)
Die Herstellung von Töpferwaren zur Nahrungsmittelaufbewahrung, aber auch irdener Idolfiguren* oblag mit ziemlicher Sicherheit dem weiblichen Geschlecht und wurde in der Jungsteinzeit kunstvoll betrieben. (Es wird sogar eine ganze Kulturepoche so benannt: die Trinkbecherkultur. )
Dass es auch Kultur im Gartenbau und bei der Tierzucht gab ist uns allen klar. Ich kann hier nicht auf alles eingehen; das würde komplett den Rahmen sprengen.
Was ganz wichtiges ist mir aber aufgefallen bei meiner Beschäftigung mit Arbeiten aus dieser Zeit der Menschheitsgeschichte. Die Ein- oder der Andere mag mir jetzt meine weiblich verklärte Sicht der Dinge vorwerfen; und ich weiß sehr wohl, dass wir nie mit völliger Sicherheit herausfinden werden, wie es damals war; genauso wenig ist es mein Anliegen die Zeit zurückzudrehen (kann ich eh nicht).
Aber genauso wenig bin ich bereit, immer nur die männliche Sicht, Beschreibung der Welt, sowie ihre Entstehungsgeschichte der Menschheit, als unabänderliche Wahrheit hinzunehmen. Jetzt aber zu dem, was mir aufgefallen ist, nämlich dass es keine Funde einer Kriegskultur aus dieser Zeit gibt! Vieles spricht dafür, dass das alte Europa über viele Jahrtausende hinweg, ohne kriegerische Auseinandersetzung zwischen seinen Bewohnern, ausgekommen ist. Manche, sogar männliche Forscher, sprechen von einem „Paradies auf Erden„.
Die Frühgeschichte hielt uns mehrere Möglichkeiten offen. Auch Heute gibt es immer wieder Wegkreuzungen an denen wir uns neu entscheiden können und immer dringlicher müssen. (Neuerdings frage ich mich immer öfter, ob wir überhaupt lernfähig sind) . Dass wir uns in der Vergangenheit für so manch lebensverneinende Wege und Gangarten entschieden haben, muss ich hinnehmen (freiwillig ist es sicherlich nicht immer und bei allen passiert).
Eine Kultur die das Prinzip Leben hegt und pflegt, in all seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen. Die alles dafür tut es zu ehren und es Blühen zu lassen, und zwar ohne jede Ausnahme. Die ums Sterben als Voraussetzung für neues Leben weiß und sich an der Gleichwertigkeit von Leben orientiert. Eine Kultur die Verantwortung für ihr Handeln übernimmt und die Konsequenzen trägt, und zwar bei vollem Bewusstsein...
Jetzt bin ich doch ziemlich ins Schwärmen gekommen und hoffentlich, für einige unter euch, nicht zu weit abgedriftet.
Wie wir im einzelnen unser Leben gestalten, ob hinter dem Herd oder am Arbeitsplatz in 30km Entfernung, allein, in der Klein- oder Großfamilie, nach traditionellen Vorlagen oder in selbstgewählten Wohngemeinschaften, hängt ja auch immer von unserem Weltbild und wirtschaftlichen Situation ab. Aber die tägliche Wiege von Kultur muss wieder ihren gebührenden Platz erhalten und nicht als selbstverständliches Übel übergangen und gering geschätzt werden. Sollten wir die Dinge, die wir im Außen tun (Politik, Wirtschaft usw. ) nicht penibel auf ihre Brauchbarkeit zum Innen überprüfen? Für was wären sie denn sonst nütze. Ist denn diese Trennung von Haushalt im Kleinen und im Großen, die Arbeit für die Familie, ob inner - oder außerhäuslich wirklich sinnvoll? Mein Verdacht, dass dabei Machtspiele eine große Rolle spielen, ist nicht von der Hand zu weisen. Mit dieser hierarchischen Ausgrenzmethode können wichtige Menschen, Dinge und Erkenntnisse leicht weggesperrt werden. Als HausFrau, HausMann wieder maßgeblich an der Gesellschaftsgestaltung beteiligt zu sein und mitzuwirken zu können und auch die Voraussetzung dafür zu schaffen, sollte im Interesse von uns allen liegen. Und jetzt geht’s erst richtig los...
Wenn ihr jetzt noch Lust habt intensiver in diesen Bereich einzutauchen, hier eine Bücherliste zum Anklicken. Vielleicht ist was Neues und Spannendes darunter.

Die Göttin lässt schön grüßen... Susan-Barbara

*Mensch ist eine Substantivierung aus dem germanischen Adjektiv im althochdeutschen mennisc, was übersetzt männlich heißt. Wird heutzutage aber neutral benützt (Etymologie der deutschen Sprache)

*Idolfiguren wurden in alten prähistorischen und neolithischen (Jungsteinzeit) Ausgrabungsstätten gefunden. Sie stellen fast ausnahmslos weibliche Figuren dar und sind zwischen 5 und 15cm groß.