Home
Frauen Kinder Kueche Mail Impressum
Maenner Kultur Medi-Eck Anzeigen Links

Gudrun Schilken

Ich wollte Ihnen jetzt eigentlich was erzählen...


Ich wollte Ihnen jetzt eigentlich was erzählen, aber – Moment, ich muss noch flugs die Betten machen. So, wo war ich stehen geblieben? – Im Badezimmer. Nein, ich wollte Ihnen kurz was erzählen. Kleinen Augeblick, nur mal das Waschbecken durchputzen. Oh weia, nun hab ich mich erschrocken! Im Spiegel hat mich da jemand angeguckt, der mir verdammt ähnlich sieht. Aber das kann nicht ich sein! So vergammelt kann ich gar nicht aussehen. Huch, doch da ist ja sonst keiner mehr. Das kann ja nur i c h sein. Warten Sie bitte, da werde ich mich erst mal restaurieren. So kann ich mit Ihnen ja nicht weiterreden. Also, ich zieh mich erst mal an und schmier mir die teure Augenpflege ins Gesicht. M o m e n t. Ach, du meine Güte! Was hab ich viel Schmutzwäsche! Von der Familie, versteht sich. Da lauf ich noch schnell in die Waschküche, um eine Maschine Buntes anzuschmeißen. Oh je, so viel Bügelwäsche! Ich drapier die Sachen schon mal dekorativ aufs Bügelbrett, von wegen Motivation und so. Für später. Kommen Sie noch mal mit nach oben, ich wollte mich ja anziehen. Mist, jetzt hat das Telefon hat geklingelt. Ich flitze schnell nach unten. Bin sofort wieder da. Zu spät. War keiner mehr dran. Was koche ich eigentlich heute? Haben Sie eine Idee? Ach, folgen Sie mir doch bitte ins Schlafzimmer. Nein, Sie brauchen sich nicht zu genieren. Was zieh ich denn jetzt mal an? Okay, die Jeans und das T-Shirt. Ist das in Ordnung für Sie? Vielleicht sollten wir noch schnell zusammen eine Tasse Kaffee trinken. Sie haben doch Zeit beim lesen, oder? Ich sause mal schnell in die Küche - ach, kommen Sie eben mit - und stelle die Kaffeemaschine an. Huch, die Spülmaschine muss noch ausgeräumt werden. Könnten Sie vielleicht eben... Ach nee, Sie lesen ja. Macht nichts, geht ganz schnell. Gut, dass es Spülmaschinen gibt, nicht wahr? Nur, haben Sie das auch, dass die Gläser immer schmutzig bleiben? Da ist immer so ein komischer Belag und so ein Satz undefinierbarer Salze und Schmutzpartikel drin. Na, es klappt aber bei mir trotzdem mit dem Nachbarn. Kleinen Augenblick, bitte, ich werde nur schnell Spezialsalz nachfüllen. Vielleicht spült die Maschine dann endlich wieder sauber.

Ist ja schön, dass Sie mir die ganze Zeit zuhören, Sie sind ein echt geduldiger Mensch. Wissen Sie, es ist verdammt einsam in so einem Haushalt. Alle sind arbeiten und ich wurschtel hier herum. Die anderen sagen immer : „Ich bin arbeiten.“ Und was sage ich? Ich bin auch arbeiten, aber zu Hause. Und ich krieg kein Geld dafür. Deswegen „arbeite“ ich auch nicht. Ich weiß nicht so recht, wie ich das dann nennen soll, was ich hier mache. Na ja, dafür können wir uns ja auch in Ruhe miteinander unterhalten. So richtig gemütlich ist das mit Ihnen. Der Kaffee ist fertig. Wollen Sie jetzt warten, bis ich mich angezogen und gestylt habe? Ich schäm mich doch ein bisschen, mit Ihnen hier so im Hausfrauen-am-frühen-Morgen-Dress Kaffee zu trinken. Oh, jetzt hat es geklingelt. Dauert nicht lange. Bin gleich wieder da. Es war der Schornsteinfeger. Sie entschuldigen bitte, ich führe den Herrn kurz zur Heizungsanlage. Und ich bin doch noch gar nicht angezogen.

Na, der hat geguckt. Hat der noch keine Frau im Schlafanzug gesehen? Warum kommt der auch morgens um 8 Uhr schon?

Mann oh Mann, das ist ja teuer geworden. Für das bisschen Heizung auf Umweltverträglichkeit prüfen.

Ja, also, jetzt zieh ich mich aber ganz schnell an. Wenigstens anziehen, das stylen kann ich ja dann später machen, wenn Sie fertig gelesen haben. Wie, Sie haben jetzt keine Zeit mehr? Ach so, Sie haben noch zu tun. Schade, ich wollte Ihnen doch noch was erzählen. Bleiben Sie doch noch ein wenig. Ich muss nur noch ganz schnell.....