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Tinnitus und Hörsturz: Hausfrauen besonders gefährdet!?

Von Dr. Eberhard Biesinger, Traunstein

Die Ohrmuschel ist nicht nur eine besonders aktive erogene Zone, sondern das äußere Zeichen eines höchst komplizierten Sinnessystems: unseres Hörens. Dahinter verbirgt sich zunächst einmal ein mechanischer Apparat, der den Schall auf das eigentliche Mikrophon, unsere Nervenzellen im Innenohr überträgt. Diese Nervenzellen haben die Aufgabe den mit der Luft übertragenen Schall in elektrische Signale umzuwandeln, die von unserem Gehirn weiterverarbeitet werden können.
Zunächst einmal könnte man meinen, dass zwischen dem weiblichen und dem männlichen Ohr keinerlei Unterschied besteht. Dies stimmt zwar in anatomischer Hinsicht, jedoch nicht hinsichtlich der Verarbeitung und Belastbarkeit dieses, unseres wichtigsten Sinnessystems. So ist erwiesen, dass das weibliche Hörsystem in hohem Maße auch in Bezug auf seine Empfindlichkeit hormonellen Einflüssen unterliegt. Dies zeigt sich sehr gut am Beispiel der jungen Mutter, die einen Säugling zu versorgen hat: Die Empfindlichkeit des Hörsystems der Mutter für Geräusche des Kindes ist erheblich besser ausgeprägt als beim männlichen Partner. Dies sorgt dafür, dass Geräusche des Kindes mit bereits leiser Lautstärke zu einer Alarmreaktion der Mutter führen, während der Partner selig weiter schlummert. Im Laufe der Entwicklung der Kinder werden die Mütter auf solche Signale ihrer Kinder unbewusst regelrecht trainiert. Die so trainierten Mütter reagieren empfindlicher auf bestimmte Geräuschquellen, hören sofort wenn draußen im Garten bei den spielenden Kindern etwas nicht in Ordnung ist usw. Die Reaktion daraus ist jedesmal eine Alarmreaktion. Die Alarmreaktion fällt um so heftiger aus, je mehr andere Streßfaktoren im Alltag bestehen z.B. Überlastungen, Partnerschaftsprobleme, Konfliktsituationen durch gleichzeitig berufliche Tätigkeit usw.. In vielen Fällen führt die oft unbewusst bestehende Alarmstellung der Ohren zu einer Lärmempfindlichkeit, dies bedeutet das Geschirrklappern nicht mehr so gut vertragen werden kann, das Gedudel der Stereoanlage etc. - das Ganze setzt sich fort bis der Ausdruck
" Ich kann`s jetzt nicht mehr hören " immer öfter fällt.

Dabei ist diese Reaktion noch die harmlose Ausdrucksvariante der bereits eingetretenen Erschöpfung. Gelegentlich machen dann einfach die Ohren schlapp und zu: das Phänomen des Hörsturzes mit einem plötzlichen Hörverlust tritt auf. Hin und wieder melden sich die Ohren jedoch selber und lassen als Warnsignal für eine Überforderung ein Klingeln hören: der Tinnitus ist entstanden. Dieser Stresstinnitus ist gekennzeichnet durch eine Reihe von typischen Nebenwirkungen wie Entstehung von Schlafstörungen, von unbegründeten Angstzuständen, Unruhezuständen und Konzentrationsstörungen. Je nach psychischer Belastung wechselt dann auch die Lautstärke. Das Ohrgeräusch ist im Urlaub und bei Erholung leiser und bei vermehrter psychischer Belastung und Stress deutlich lauter.

Es ist klar, daß es so weit nicht kommen darf.

Welche Maßnahmen sind als Vorbeugung geeignet?
Zunächst ist es wichtig, daß man in der Familie, bereits wenn die Kinder sehr klein sind, die Frage stellt in welche Richtung entwickelt sich die Partnerschaft, die Erziehung, die Aufgabenteilung?
Insbesondere ist immer die Frage im Raum ob genügend Auszeit für Ruhe Entspannung, sportliche Betätigung und auch für eine gesunde Distanz zu Kind und Partner zur Verfügung steht! Ist dies in Frage gestellt, so müssen sich die Partner darüber verständigen und Alltag versuchen anders zu organisieren. Als wichtigste und erste Maßnahme ist dann zunächst einmal der Urlaub, der die Chance bietet die Alltagssituation zu Hause zu reflektieren um bei einem entspannten Gespräch miteinander Änderungen herbeiführen zu können.
Ist eine Lärmüberempfindlichkeit oder ein Tinnitus bereits eingetreten, so ist es höchste Zeit für solche Gedanken! Beim Hörsturz und auch beim frisch aufgetretenem (akuten) Tinnitus kann die Medizin und können die Ärzte nur zu Beginn durch bestimmte Medikamente helfen. Im weiteren Verlauf darf von der heutigen Medizin nicht all zu viel erwartet werden! Die Gestaltung des Lebens mit dem Tinnitus oder nach einem überstandenen Hörsturz hat genau die gleichen Gesichtspunkte wie die Prophylaxe.
Lassen Sie es also nicht so weit kommen!

Wie Eingangs geschildert ist das Ohr nicht nur der Mülleimer der Familie für verbale Äußerungen sondern auch ein hoch sensibles ja erotisches Organ. Diskretes Zeichen einer drohenden Überlastung ist deshalb auch, und vor allem, wenn man nicht mehr liebevoll miteinander umgehen kann und überhaupt, wenn die Bereitschaft und die Lust zur Liebe davonschleicht.

Mehr darüber :

in " Die Behandlung von Ohrgeräuschen“ von Dr. med. Biesinger

im Trias-Verlag "