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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und die haargenauen Prinzipien
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 41 am 02.10.04)



Muttern hat ihre Prinzipien und daran hält sie eisern fest. Sie ist schließlich eine Mama und die liebt man doch, weil sie so ist wie sie ist. Jede Veränderung würde in der Familie entweder eine "Revolte" oder wilde Spekulationen (ein Liebhaber?) auslösen und auch der graue Alltag würde sie nicht mehr wieder erkennen. Kurz: Muttern hat so zu riechen, sich so zu kleiden und die Frisur so zu tragen, wie man es gewohnt ist. Punkt.
"Langweilig!" denkt Muttern, als sie den Einkaufswagen schiebt und sich die Artgenossen der "Hausfrauen"-Zunft beguckt. "Standarduniform Jeans, beflecktes T-Shirt und gestresste Miene." bemängelt sie die fehlende Weiblichkeit, sieht an sich herunter und bemerkt, dass auch sie selbst mittlerweile "eine von denen" ist. Sie lässt den Einkauf Einkauf sein und eilt zum Friseur. "Es war höchste Zeit, Ballast abzuwerfen und meine Prinzipien zu brechen." freut sich Muttern. Eine Stunde später begibt sie sich erneut in den Alltag, schüttelt dabei wieder und wieder den Kopf und streicht sich alle paar Minuten über den Hinterkopf. Sie genießt die beabsichtigte Unordnung, ihre Hand wandert den Nacken entlang des Haaransatzes. "Da ist doch jahrelang mein Hals vollkommen in Vergessenheit geraten." lächelt Muttern, während sie den Salat für das Abendessen mischt, eine Reflexion ihres neuen Outfits, locker und leicht. Muttern schwimmt in Wohlbefinden.
"Prinzipien ja, aber nicht auf Kosten der Weiblichkeit!" Sie schmunzelt beim Gedanken an die erstaunten Gesichter der Familie.
Lieber haarscharf, statt haargenau, Muttern!