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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und das ewige Licht
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 49 am 27.11.04)



Advent.
Muttern beugt sich über den schön geschmückten Kranz und entzündet feierlich die erste Kerze. Im Hintergrund läuft das Radio: "Sie hören nun den Monats-Rückblick für November 2004." Muttern freut sich über die Flamme, die das Fest der Liebe ankündigt. "Amerika. Die gläubigen Anhänger wählten erneut den "wiedergeborenen Christen", Bush bezeichnet sich selbst allerdings als den Kriegs-Präsidenten." Muttern starrt in die Flamme. "Holland. Der Filmemacher Theo van Gogh wurde wegen seiner Islam-kritischen Haltung auf offener Straße von einem Fundamentalisten erschossen." Muttern atmet tief ein. "Paris. Jassir Arafat starb im Alter von 75 Jahren, isoliert und fern seiner Heimat. Der Traum des Palästinensers, Frieden zwischen Israel und Palästina zu schaffen und Präsident eines unabhängigen Staates zu werden, ging nicht in Erfüllung." Muttern seufzt. "Frankreich. Der französische Demonstrant Sébastian Briard, dem bei einer Ankett-Aktion von einem Castor-Transport die Beine abgetrennt wurden, erlag seinen schweren den Verletzungen." Muttern fröstelt. "Spanien. 86 Frauen starben allein 2004 als Opfer familiärer Gewalt." Mutterns Augen füllen sich mit Tränen. "Deutschland. Trotz anhaltender Wirtschaftskrise erwartet der Handel ein boomendes Weihnachtsgeschäft."
"Klar," sagt Muttern leise: "weltweit tobt der "heilige" Krieg und Gottes Reste werden dem Konsum geopfert. Von wegen "Gott lenkt". Kein Rauch ohne Feuer. Leider ist uns immer noch kein Licht aufgegangen!" Sie pustet die Kerze aus.
Das ewige Licht leuchte Ihnen, Muttern.