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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und die dumme Sau
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 50 am 04.12.04)



"Ja! Ich hol Dich ab!" ruft Muttern ihrem Sohn genervt hinterher und fährt los. "Mama, hol mich hier, hol mich da! Ja, bin ich denn ein Taxi?" motzt sie und tritt gerade noch rechzeitig auf die Bremse. Vor Ihr Stau nach einem Unfall. Hinter Ihr lautes Quietschen! Ein Raser männlicher Art stoppt knapp hinter Mutterns Auto. "Du dumme Sau!" schimpfen die Macho-Lippen und die Hände liefern wilde Gesten. Muttern öffnet die Wagentür, steigt lässig aus und geht im "High Noon"- Schritt à la Garry Cooper auf den Typen zu. "Jetzt haben Sie aber Schwein gehabt, dass Sie mit Ihren blöden Vorurteilen einer Hausfrau begegnen!" faucht sie mit zusammengekniffen Augen. "Erstens sind Sie wie eine gesengte Sau gefahren und hatten saumäßig Glück, mich nicht zu rammen! Zweitens werden Schweine, genauso wie Hausfrauen, immer unterschätzt: beide sind intelligent, sehr reinlich und müssen trotzdem in einem Saustall leben. Sie sind Allesfresser, geraten in Gefangenschaft unter Stress, sind ein Synonym für Glück, aber auch für Negatives. Außerdem galt die Sau in den Zeiten des Matriarchats als heiliges Symbol für weibliche Gottheiten, Fruchtbarkeit und Sexualität, kurz, sie galt als Sinnbild der Muttergöttin!"
Muttern holt tief Luft. "Noch Fragen?" Der derart zur Sau gemachte Chauvi schaut etwas verstört und murmelt: "Sorry!" Muttern lächelt und stolziert zufrieden, fast wie auf dem Laufsteg, zurück zu ihrem Auto. Tür zu, Radio an und vergnügt grunzt sie: "Mama-Taxi on the road! Ach, war das schön einmal die Sau raus zu lassen!"
Gute Fahrt, Mutternsau!