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Marie Theres Kroetz Relin
Muttern und die Kochtopfrede
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 16)


"Sie widersprechen sich!", sagt Muttern im strengen Ton "Einerseits sagten Sie vor Kurzem während eines Interviews wörtlich: Meine beiden Söhne kämen nie auf die Schnapsidee, dass eine Frau für ihre Mahlzeiten und ihre Wäsche zuständig sein könnte!"
Muttern spricht zu Ihrem Kochtopf, als sei er die Familienministerin persönlich.
"Andererseits sagen Sie ein paar Zeilen weiter, dass viele Kinder keine gemeinsamen Mahlzeiten kennen und sogar 10% noch NIE erlebt haben, dass zu Hause ein warmes Essen zubereitet wird!" Muttern rührt und beschwört den Topfinhalt. "Und warum? Ihre Antwort war: "der "Verlust der Kultur-Technik Kochen" und vor allem die "fehlende Kommunikation" - "RICHTIG, Frau Schmidt! Ich stimme Ihnen zu, ausnahmsweise!" Muttern kocht geradezu energisch.
"Aber wer sorgt denn für den familiären Zusammenhalt? Hä? WIR! Wir Hausfrauen! Jawohl, Frau Schmidt, wir sind es, die dafür sorgen, dass unsere Kinder sich nicht nur ödes Fastfood in der Mikrowelle erhitzen und sich damit vor die Glotze schmeißen." Der Grießbrei leistet langsam Widerstand gegen Mutterns aufrührerische Reden. "Sie bemängeln, es fehle an Liebe und Zuwendung. Stimmt! Aber eine Mutter, der das Wasser bis zum Hals steht und die ums nackte Überleben kämpfen muss- meinen Sie, die hat noch die Kraft, groß Liebe zu geben? In Deutschland herrscht massenhaft Armut unter den Kindern!"
Muttern wärmt die selbstgemachte Himbeersauce.
"Liebe geht durch den Magen. Aber was wird, wenn Frauen sich keine Liebe mehr leisten können?"
Klappe zu, Humankapital tot, Muttern.