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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und der zwanglose Zwang
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 09 am 26.02.05)



Muttern überprüft den Braten im Rohr, setzt Teewasser auf, schaltet das Radio an und beginnt zu bügeln. "...an Zwangsstörungen leiden. Inzwischen geht man aber davon aus, dass etwa
1-2% der Bevölkerung massiv betroffen sind, einzelne Zwangssymptome können sogar bei ungefähr 8% festgestellt werden. Die Krankheit beginnt häufig in einem Alter von 20 bis 25 Jahren, aber auch ein früherer oder späterer Beginn sind möglich. Männer erkranken übrigens häufiger als Frauen." Muttern gießt Ihren Tee auf und hört beim Bügeln weiter zu:
"Was versteht man unter "Zwang"? - Zwänge sind Gedanken oder Handlungen, die sich einem Menschen unaufhaltsam aufdrängen. Obwohl die betroffene Person sie meist als unsinnig erkennt, kann sie sich nicht dagegen wehren. Typische Beispiele sind Waschzwang,
Zählzwang oder Kontrollzwang."
"Was es nicht alles gibt?" denkt Muttern. Sie ist mit dem Bügeln fertig und räumt die Wäsche auf. Der Braten duftet, ein Blick auf die Uhr- höchste Zeit, die Kinder abzuholen.
Sie schaltet das Radio aus und geht. Sie startet das Auto, fährt aber nicht los.
"Hab ich das Bügeleisen und den Herd ausgeschalten?" grübelt sie und springt sicherheitshalber schnell noch mal ins Haus. Ein Blick genügt: "Yep, alles in Ordnung!" - ab ins Auto und los geht’s.
"Ist schon komisch," schmunzelt Muttern "da höre ich einmal eine Sendung über Zwänge und schon renn ich auch. Unsinn!" Sie stutzt: "Aber hab ich die Haustür zugemacht? Ja oder Nein, das ist hier die Frage."
Zwangsläufig trifft der Zwang, quasi zwanglos, halt jeden einmal, gell Muttern?