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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern in freudiger Erwartung
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 10 am 28.02.04)


"Ich möchte gerne wissen, wie viel Lebenszeit ich verwarte!“ denkt Muttern genervt, während sie ungeduldig an die Badezimmertür klopft: "Hey, ich muss auch ins Bad, hab einen Termin beim Frauenarzt!“
Die Tür öffnet sich und in Zeitlupe schleicht Ihre Tochter an ihr vorbei. "Du kannst es ja auch kaum erwarten in die Schule zu kommen!“ murmelt Muttern und verschwindet im Bad.
"...das müssen Stunden sein!“ grübelt sie im Auto bei lauter Musik und sehnt das Ende des Staus herbei. "Wenn ich es genau bedenke, besteht mein Leben nur aus Warten!“ philosophiert sie weiter, als sie endlich im Wartezimmer sitzt. Ihr Blick fällt auf die Schwangeren, die Mamis mit Anhang und auf die Älteren mit Falten. "Es fängt ja schon mit dem Bauch an: von der Geburt bis zum Tod, eine einzige Warterei!“
Sie hat Zeit zum Grübeln, 45 Minuten. "Wenn ich alles zusammen zähle, also vom Warten beim Arzt, im Supermarkt, im Stau, vor der Schule, in der Bank, bei Behörden- dann komm ich locker auf 2 Stunden am Tag!“ rechnet sie im Kopf, "Zähle ich noch die Zeit dazu, bis mein Sohn seine Hausaufgaben macht...ach und erst das Abholen! Selbst nachts, bis Fräulein Tochter endlich von der Disco...“
Muttern wird durch das "Der Nächste, bitte“ aus den Gedanken gerissen. "Wie sinnlos,“ grübelt sie mit gespreizten Beinen auf dem Untersuchungsstuhl "jetzt warte ich, bis der Doc fertig ist, dann warte ich aufs Resultat... Furchtbar!“ Sie klettert vom Stuhl und hört beim Anziehen den Doktor sagen "Sie sind in freudiger Erwartung!" Das ist fruchtbar Muttern, nicht furchtbar!