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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und die Lebenslücke
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 33 am 07.08.04)


Muttern ist mit den Kindern auf dem Weg ins Kino. Es ist heiss im Auto, kein Parkplatz in Sicht, das Radio läuft: "Bundesweit sind bereits rund 3 Millionen der 14,9 Millionen Kinder arm, etwa eine Million ist auf Sozialhilfe angewiesen."
Auf der Rückbank kämpft Girlie mit Sohnemann "Gib mir den Gameboy!" - "Aua!" seine Rache ist bissig. "Nun ist aber Schluss mit Streiten! Hört mal zu, wie schlecht es vielen anderen Kinder geht und seid dankbar!" sagt Muttern erbost und wie auf Stichwort ertönt die Radiostimme "Aufgabe der Sozialhilfe ist es, dem Empfänger die Führung eines Lebens zu ermöglichen, das der Würde des Menschen entspricht, heißt es im Bundessozialhilfegesetz. - Wie sieht das in der Lebenswelt der Kinder aus? - Schulausflüge oder Besuche von Geburtstagsfeiern der Freunde sind mangels Geschenk unmöglich, doch das gehört noch zu den harmloseren Beispielen. Es kommt auch vor, dass Kinder im November mit Plastiklatschen auf die Straße geschickt werden oder hungrig in die Schule kommen." Ihre Kinder werden still.
"Da können wir uns aber wirklich freuen, dass wir uns die neun Euro Kino-Eintritt leisten können, oder? Sofern ich einen Parkplatz finde." sagt Muttern leise und das Radio antwortet prompt:
"In den meisten deutschen Städten gibt es mehr Autos und Parkplätze als Kinder und Hortplätze." Da ergattert Muttern eine Parkplatzlücke und denkt traurig "Armutsrisiko Kinder. Ein Teufelskreis mit Lebenslücke!" und murmelt "Und wir können eure Zahnlücken mit teurem Popcorn füllen!"
Was für ein Luxus, Muttern, armes Deutschland!