Home
Frauen Kinder Kueche Wer Mail Impressum
Maenner Kultur Medi-Eck Anzeigen Chat Links

Brigitta Pucher

Geboren bin ich am 15.10. 1954 als erstes Kind meiner Eltern in Glarus. Wie bitte, keine Ahnung, wo Glarus ist? Erstens liegt Glarus in der Schweiz, zweitens ist es Kantonshauptort des Kanton Glarus. Zur Stadt hats es nicht geschafft, da es weit unter 10.000 Einwohner hat, trotzdem aber im ganzen Kanton der grösste Ort ist.
Der Kanton Glarus als solches ist ein sogen. V-Tal: in der Talsohle fliesst ein Fluss, die Lindt, daneben ist gerade noch Platz genug für eine Strasse und für die Bahnlinie. Die Dörfer stehen bereits hangaufwärts. Rauf, rauf geht bis auf 3620 m, der höchste Berg im Kanton Glarus, der Tödi.
Im Sommer gibt es am Ende des Tales einen Ausgang, den Klausenpass, der ist jedoch im Winter zugeschneit, d.h. während mindestens 6 Monaten im Jahr gibt es am Ende des Tales keinen Ausgang. Man kann nur rein und den gleichen Weg wieder raus fahren.

Meine Kindheit war nicht nur deswegen sehr behütet, nein, auch weil ich die Grosseltern im selben Haus hatte. D.h. wenn es um meinen Grossvater geht, ist wohl das Wort „behütet“ nicht mehr ganz die richtige Wortwahl, da müsste man schon eher zu „verwöhnt“ greifen.
Es war natürlich sehr praktisch für mich, wenn ich im oberen Stock in Schwierigkeiten war, was relativ oft vorkam, ging ich einfach ein Stockwerk tiefer, dort war die Welt wieder in Ordnung. Na ja, jedenfalls so lange, bis ich mich dort auch wieder in irgendwelche Schulitäten brachte ... dann ging ich halt wieder nach oben in der Hoffnung, dass man oben in der Zwischenzeit vergessen hatte, was ich zuvor angestellt hatte. Meistens hat das geklappt.
Da mein Grossvater das Geschäft an meine Eltern abgegeben hatte, war er frei für mich. Er brachte mir im Alter von 3 Jahren das Skilaufen bei, nur kurz später standen wir zusammen auf dem Eisfeld. Im Sommer machten wir sämtliche Bergtouren, die es zu machen gab. Das waren viele, denn wir lebten ja in einem Bergkanton. Eine herrliche Zeit. Verwöhnte Göre? Ja, schon ein bisschen.
Der grosse Knall kam, als ich 9 Jahre alt war: Mein Bruder! Na ja, ich hatte mir Jahre früher auch immer ein Geschwister gewünscht, als alle meine Freundinnen welche bekamen. Aber mit 9 Jahren wollte ich sicherlich keines mehr und WENN, dann eine Schwester, garantiert sicher keinen Bruder!
Tja, nun war der aber da. Alle tanzten nur noch um den rum, ach wie süss, ach wie toll, ach wie schön .... ich fand den alles andere als toll, schön, süss. Zum Glück hatte ich meinen Grossvater noch, der konnte mit mir viel mehr anfangen als mit dem kleinen Ding. Wir gingen nach wie vor auf Bergtouren, Radfahren etc.
Was aber noch ätzender war als das Getue der Leute, ich musste andauernd auf den Kerl aufpassen. Tja, und dabei ist mir dann mal was passiert ... ich war mehr oder weniger dabei den Bahnübergang zu überqueren mit dem Kinderwagen, als mich eine Freundin rief, die gleich daneben wohnte. Ich Kinderwagen stehenlassen und zur Freundin an den Gartenzaun zum Quatschen gegangen. Zum Glück waren damals die Bahnübergänge noch bewacht, d.h. der Schrankenwärter hat den Kinderwagen nicht nur gesehen, sondern ihn auch von den Geleisen runtergeholt. ABER er hat natürlich auch meiner Mutter Bescheid gesagt – auweia, die Story höre ich heute noch bei jeder Familienfeier.
Ich wage mal zu behaupten, mein Bruder war nicht unglücklich, als ich von zu Hause weg ging, um meine Kinderkrankenschwesternlehre anzufangen. Ich habe auch nicht geweint, endlich weg zu kommen aus dem bergigen Loch. Ich wollte die Stadt riechen.

Nicht grad der erste, aber so der zweite oder dritte an den ich ranlatschte an der Strassenbahn-Haltestelle war doch echt einer aus Glarus. Ich hab gemeint, mich tritt ein Pferd. Es kam, wie es kommen musste, wir wurden ein Liebespaar.
Ich konnte allerdings nie begreifen, was meine Freunde gegen ihn hatten. Sie meinten immer, ich bräuchte einen anderen, sie würden mir einen suchen, einen G’scheiten, einen, der zu mir passe.
Den haben sie mir am 1. Dezember 1974 dann auch „aufs Auge gedrückt“. Tja, ich habe ihn immer noch. Am 12. Januar 1979 „mussten“ wir heiraten, weil die Firma ihn ins Ausland versetzt hat, als Konkubine hätte ich nicht mitgekonnt.
Im September 1980 ist unser Sohn in München geboren, 1984 unsere Tochter in USA und seit 1988 leben wir in Barcelona.
Per Ende 2001 hat mein Mann nach 28 Jahren Firmenzugehörigkeit die Firma verlassen, da der Sitz hier in Spanien geschlossen wurde, für uns somit eine weitere Versetzung ins Haus gestanden hätte. Erstens waren wir zu dem Zeitpunkt seit über 13 Jahren hier, die Kinder fühlen sich hier zu Hause, auch wenn sie selbst nicht mehr hier leben. Und wir wollten nicht mehr ein weiteres Mal bei Null anfangen. Abgesehen davon gefällt es uns in Barcelona. Die Entscheidung war gefallen, wir machten uns selbständig.


ein paar von Brigitta´s Beiträgen:
Der Admiral und das Mädchen
Mein Mann, mein Geschirrspüler und ich
Es ist Epilepsie!