Es war einst ein Weib, das war vielleicht schön,
doch konnte man dies nicht auf Anhieb gleich seh’n.
Der Po ihrer Hose hing schlabbrig hinab,
den Bauchspeck dafür deckt’ der Pulli nur knapp.
Was soll’s, sprach sie laut, ich mag mich nicht quälen,
soll’n die andern von mir aus doch Speckrollen zählen.
Was für mich wirklich zählt, ist der innere Wert,
und ich will, dass man mich nur um des Willen ehrt.
Ich hab’ nicht viel Lust auf das Kämmen und Waschen,
wer liebt, wird mich auch bisschen miefig vernaschen.
Ihre Wohnung roch muffig und strotzte vor Dreck,
doch auch das sah sie locker, genau wie beim Speck.
Was soll’s, sprach sie laut, ich mag mich nicht schinden,
soll’n die andern bei mir doch ruhig Staubflocken finden.
Was wirklich nur zählt, ist die innere Größe,
auf Äußeres zu achten, empfind ich als Blöße.
Sie war voller Hohn, reimte Verse voll Spott,
beschrieb darin Ordnung als spießig, bigott,
und sie fand sogar Fans, eine Anhängerschar,
der Sauberkeit ebenso fragwürdig war.
Was soll’s, sprach sie laut, lasst die Zeit uns doch nutzen,
es gibt Bessres zu tun als das Pflegen und Putzen.
Was wirklich nur zählt, ist das Leben an sich,
das Spießergebaren … es langweilet mich!
Doch dann kam ein Mann, nein, ein Halbgott daher,
und das Weib war gebannt und es liebte ihn sehr.
Seine Augen so zärtlich, der Mund warm und fest,
und sie sah seine Muskeln und erahnte den Rest.
Doch: Was soll’s, sprach der Mann, ich mag dich nicht leiden,
vergiss es ganz schnell … das wird nix mit uns beiden.
Was wirklich nur zählt, ist der Mensch insgesamt,
und drum, Weib, bleib weg, ich nehm’ lieber die Hand.
Und das, was für dich eine Weltschauung ist,
das nenne ich einfach nur riesigen Mist.
Bist nicht schlauer als andre, sondern bist einfach faul,
… da stand sie dann da mit weit offenem Maul!
© H. S.
User | Diskussion |
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lunka | Geschrieben am: 24.06.2008 22:11 Aktualisiert: 25.06.2008 09:28 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() Toll
![]() dieses "innere Werte" kann man verschieden interpretieren, in diesem Gedicht war es eine bequeme Ausrede für die Protagonistin gewesen, weiterhin faul und unordentlich zu sein. Die Liebe hat ihr die Augen geöffnet ![]() |
Gast | Geschrieben am: 24.06.2008 21:37 Aktualisiert: 25.06.2008 09:27 |
![]() Hab noch was vergessen, Subi ich bin erstaunt, wie gut du die Menschen kennst. Du legst deinen Finger immer genau mitten in die "Wunde".
Helgamaus |
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Blackforest | Geschrieben am: 24.06.2008 17:54 Aktualisiert: 24.06.2008 20:38 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 1927 |
![]() Liebe Herta,
das war wieder ein richtiges Herta - Gedicht. Die Notlügen und Lügen des Lebens, alternativ um faul zu sein! Grüße Wolfgang End |
Brigitta-B | Geschrieben am: 23.06.2008 23:55 Aktualisiert: 24.06.2008 11:54 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Wie sagt Liza Fitz so schön in einem ihrer Programme von wegen der inneren Werte, die zählen...
Es hat mich noch nie einer um mein Thorax-Röntgenbild gebeten, um meine inneren Werte begutachten, zu können... Brigitta-Barcelona |
jippie | Geschrieben am: 23.06.2008 22:12 Aktualisiert: 24.06.2008 11:54 |
![]() ![]() User seit: 30.12.2005 aus: Beiträge: 3928 |
![]() Isch lieeeeeebbbbbeeee deine Jedichte!
Nüscht is so nah am wahren Lebm! ![]() ![]() |
Gast | Geschrieben am: 23.06.2008 14:53 Aktualisiert: 24.06.2008 11:54 |
![]() ![]() ![]() ![]() Thats Life ![]() |
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Gast | Geschrieben am: 23.06.2008 14:52 Aktualisiert: 24.06.2008 11:53 |
![]() So kanns gehen
![]() Beim Lesen dachte ich, ich sehe eine Frau aus unserer Straße. Bloss hat die einen Mann, der ebenfalls Nicht-Spießer ist. Die Beiden könnten glatt bei den Flodders mitspielen. ![]() |
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