Wenn ein guter Freund für immer geht, dann bleibt einen Augenblick lang die Zeit stehen, es wird etwas dunkler und Gedanken kommen, die meist verdrängt im Hintergrund der Ängste lauern.
Es ist die Zeit des Abschieds, das Loslassens und des Nachfühlens. Selbtsvorwürfe wegen verpaßter Gelegenheiten, vernachlässigtem Hinterfragen, des verdrängten Wahrnehmens und der verschobenen Hilfestellung machen es nicht ungeschehen und schaffen Gräben die ohne Sinn sind und nichts mehr ändern können.
Ich sitze nun hier und schaue in die Helle eines Frühlingsgefüllten Aprilmorgens und weiß, daß mich in Zukunft nur noch die Erinnerung an diesen Freund in solchen Augenblicken begleiten wird. Er wird das nicht mehr genießen können - ist für immer gegangen.
So scheint heute die Sonne auch auf auf die Schatten meines Herzens.
Und doch ist alles schön und gut, das leichte helle Grün der Knospen und jungen Blätter kitzelt meine Augen, Magnolienblüten prall und stolz, laden mich zum Innehalten ein, schon rieseln die ersten Blüten wie zartrosa Schnee auf die rissigen grauen Bürgersteige und ich schaue mit einem entzückten Lächeln auf die Wiese vor meinem Fenster, in der die Fühlingsblumen um die Wette blühen.
Der leichtblaue Himmel schmückt sich mit einem feinen Dunst und ich kann die frischgemähten satten grünen Halme riechen von dem Rasen etwas weiter weg von hier.
Das Leben platzt aus alles Nähten, so kommt es mir vor. Es läßt sich nicht zurückhalten, es ist wie jedes Jahr und jedes Jahr doch immer wieder neu.
Ich zähle die Frühlinge meines Lebens, der bewußt gelebten sind es wenige auch wenn es schon viele insgesamt sind.
Wie oft geht man an diesem Wunder vorbei?
Wie oft erkennt man erst spät den Wert?
Reicht es, einfach nur älter zu werden um es zu bemerken oder ist mehr erforderlich, als die bloße Ansammlung von Lebensjahren?
Wieder schaue ich aus dem Fenster und nehme wahr, was die Natur mir bietet.
Alles ist kostenlos, alles geschenkt alles für jeden und alles für mich.
Ein wahrer Grund für Dankbarkeit.
Er fehlt.
© Ghita Cleri
User | Diskussion |
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minke52 | Geschrieben am: 22.04.2010 00:23 Aktualisiert: 22.04.2010 12:02 |
![]() ![]() User seit: 15.01.2006 aus: Sachsen Beiträge: 2105 |
![]() wunderschön Ghita - ich glaube, erst wenn uns so richtig bewusst wird, dass wir alle irgendwann gehen, dann erst bemerken wir, wie schön doch das Leben ist. Und gerade in solchen Momenten, wo ein lieber Partner, Freund oder ein Verwandter gestorben ist, fragen wir uns, ob wir das denn alles noch immer mit voller Freude genießen dürfen. Die Trauer nimmt unsere Gefühle derart gefangen, dass wir unsicher werden.
Ja - das Leben geht weiter, so als wäre nichts geschehen, obwohl manch einer unter uns spürt, dass nun alles anders ist. Aber die Freude in uns bleibt, sie kommt immer wieder zum Vorschein, mal stärker, mal weniger stark. Auch ich erlebe den Frühling jedes Jahr anders, aber ich weiß genau, dass ich mich immer nach ihm sehne, wie wir uns nach allem sehnen, was vergänglich ist. Und ich glaube, je älter wir werden, umso heftiger wird unser Sehnen und Empfinden. Und seit wir ein Alter erreicht haben, in dem der Tod zu einem ständigen Begleiter geworden ist, fangen wir ganz unbewusst damit an, Abschied zu nehmen von all dem Schönen, was uns das Leben schenkt, jeden Tag ein bisschen. LG minke |