Familienarbeit ist ein Fundament unserer Gesellschaft, darüber muss man nicht mehr diskutieren. Auch nicht darüber, dass diese Arbeit zu wenig anerkannt wird – von Politik, Gesellschaft, dem eigenen Mann, ganz zu schweigen von den undankbaren Sprösslingen. Man muss es aber immer wieder sagen, auf die Gefahr hin, als frustiert abgestempelt zu werden.
Wenn man gehört werden will, muss man sich zusammentun – in einer Hausfrauengewerkschaft zum Beispiel. Die gibt es in Deutschland schon über 25 Jahre und seit 2004 auch in der Schweiz ( Hausfrauengewerkschaft.ch ). Eine gute Sache, sollte man meinen, und in Vielem kann man den Absichten der Gewerkschaft zustimmen. Aber wenn man sich ihre Ziele näher betrachtet, schleicht sich Unbehagen ein. Da wird allenfalls ein Teilzeitjob toleriert, eine „mehrheitliche Fremdbetreuung“ der Kinder als geradezu schädlich angesehen. Auf der Seite „Lesestoff“ findet man (allerdings nicht nur) Artikel verschiedener Publikationen, die das Lob der Nur-Hausfrau singen. Die Zeitschrift „Annabelle“ ruft die „neue Hausfrau“ aus, die keine Lust auf Doppelbelastung hat und findet, dass der Hausfrauenberuf eine „größere Gestaltungsfreiheit“ bietet (ich kenne keine Arbeit, die fremdbestimmter ist, ausser vielleicht am Fließband) – allerdings werden in „Annabelle“ auch die Schattenseiten nicht verschwiegen. In der Coop-Zeitung dürfen dagegen passionierte Hausmütterchen ihre Top-Five der Hausarbeiten aufstellen („ich bin verliebt ins Fensterputzen“).
Um dem zu großen Druck zu entgehen, der entsteht, wenn man Familie und Beruf vereinbaren will, weicht die Frau zurück an den Herd und verklärt ihr Hausfrauendasein zum Lifestyle, statt bessere Infrastrukturen für arbeitende Mütter zu fordern. Dabei darf man nicht vergessen, dass viele Frauen es sich gar nicht leisten können, zu Hause zu bleiben, weil die Familie ohne ein zweites Einkommen nicht über die Runden kommt. Wenn diese Superhausfrauen verkünden, nur die ständige Präsenz der Mutter garantiere glückliche Kinder, welches Licht wirft das auf die Frauen, die arbeiten gehen müssen?
Auch die Gewerkschaftshausfrauen sagen, sie seien nicht grundsätzlich gegen ausserhäusliche Kinderbetreuung. Wenn die Frau wirklich arbeiten wolle (igitt!) oder müsse oder die Familienverhältnisse schwierig seien, sei ein Hort natürlich eine gute Sache.
Sicher, jeder kann sein Leben so einrichten, wie es das Einkommen erlaubt und die persönlcihe Überzeugung gebietet. Mit Haus, Garten und Kindern ist ein Mensch mehr als ausgelastet, und wie schon erwähnt, kann die unglaubliche Leistung, die von Familienmüttern unentgeltlich erbracht wird, nicht genug gewürdigt werden. Aber Frauen, die sich ganz auf die häusliche Sphäre konzentrieren, schneiden sich langfristig ins eigene Bein.
Sie stehen nämlich dumm da, wenn der Gatte sich trennt oder sie selbst sich scheiden lassen wollen: Obwohl man als Familienfrau stressresistent ist, über hervorragende Kenntnisse in Menschenführung, Projektleitung und -koordination sowie Konfliktmanagement besitzt, wird man nach Jahren fern des Arbeitsmarktes Probleme haben, einen menschenwürdigen Job zu finden. Wer nicht dranbleibt, verliert den Anschluss an neue Technologien und Entwicklungen.
Es gibt sie zwar noch, die Ehen, die ein Leben lang halten, aber eine Frau, die sich die Möglichkeit erhalten will, sich trennen zu können, ohne in Armut zu sinken, die nicht gezwungen sein will, aus finanzieller Abhängigkeit bei einem ungeliebten Sesselpupser ausharren zu müssen, sollte auf keinen Fall ganz aufhören, sich weiterzubilden.
Fähigkeiten und Begabungen, die brachliegen, verkümmern. Auch deswegen sollten Frauen ihren Horizont nicht an der Wäscheleine enden lassen. Als Hausfrau braucht man viele Talente, aber ein Leben in einer Aussenwelt, in der sich nicht alles um Kindererziehung und Kochrezepte dreht, tut jedem Menschen gut, der seine Persönlichkeit entfalten will. Es mag Frauen geben, die völlig in ihrer Hausfrauenrolle aufgehen – getroffen habe ich allerdings noch keine.
© 2007 Mascha Kurtz, Vervielfältigung nur mit Erlaubnis der Urheberin
User | Diskussion |
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Blackforest | Geschrieben am: 05.05.2007 15:31 Aktualisiert: 06.05.2007 18:03 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 1927 |
![]() Ein großes Problem dabei ist, dass nur Banken und die Großindustrie in unserer politischen Gesellschaft die meiste Aufmerksamkeit bekommen und die Hausfrau/Familie geht dabei jämmerlich unter. Obwohl Banken und eine gutgehende Wirtschaft in unserer Gesellschaft sehr wichtig sind.
Unsere Gesellschaft ist zu technisch geworden und der Mensch tritt immermehr in den Hintergrund. Aus diesem Grund sind auch Zusammenschlüße von Hausfrauen wichtig. Und danke für die Beiträge von Recono und Marie Theres. Dort sind Sichtweisen, die habe ich so noch gar nicht gesehen. Man lernt dazu! Grüße Wolfgang End |
Gast | Geschrieben am: 05.05.2007 00:36 Aktualisiert: 05.05.2007 00:40 |
![]() Selten oder gar nie wird erwähnt - die Hausfrau, die im Geschäft des Mannes mitarbeitet. Jahrelang, unentgeltlich oder für ein Taschengeld. In einem Buchhaltungsposten wird sie sicher irgendwo erscheinen, aber Rentenbeiträge und andere Sozialversicherungsbeiträge werden nicht bezahlt.
Bei einer Trennung stehen sie dumm da, zwar jahrelang gearbeitet, aber kein Einkommen und wie schon erwähnt keine Rente. Frauen müssen die rosarote Brille absetzen, wenn es ums Geld und ihren Partner geht. Schön wären mehr finanzielle Beratungsstellen nur für Frauen. Ich weiß sie gibt es schon, die weiblichen Investementberaterinnen, die sich um ihre Geschlechtsgenossinnen kümmern. Es ist nur so, dass sie zuwenig Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wäre schön, wenn wir hierzu mal einen Fachartikel finden und hier veröffentlichen könnten! |
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MarieTheres | Geschrieben am: 05.05.2007 00:07 Aktualisiert: 05.05.2007 00:07 |
Webmaster ![]() ![]() User seit: 03.10.2005 aus: Bayern - Teneriffa Beiträge: 1399 |
![]() Familienarbeit ist Fundament der Gesellschaft – Doch der Horizont der Frau sollte nicht an der Wäscheleine enden
Bonn/Schönau - Familienarbeit ist ein Fundament unserer Gesellschaft. Doch häufig wird diese Tätigkeit von der Politik, der Gesellschaft, dem eigenen Mann oder den Sprösslingen nicht anerkannt. „Man muss es aber immer wieder sagen, auf die Gefahr hin, als frustriert abgestempelt zu werden. Wenn man gehört werden will, muss man sich zusammentun – in einer Hausfrauengewerkschaft zum Beispiel“, schreibt Mascha Kurtz http://www.maschakurtz.ch.vu auf der von Anja Wagner und Marie Theres Kroetz-Relin http://www.marie-theres.com verantworteten Website Hausfrauenrevolution http://www.hausfrauenrevolution.com. Diese Interessenvertretung gebe es in Deutschland schon über 25 Jahre und seit 2004 auch in der Schweiz http://www.hausfrauengewerkschaft.ch. Doch wenn man sich ihre Ziele näher betrachte, schleiche sich Unbehagen ein. Da werde allenfalls ein Teilzeitjob toleriert, eine „mehrheitliche Fremdbetreuung“ der Kinder als geradezu schädlich angesehen. Auf der Seite „Lesestoff“ finde man fast ausschließlich Artikel verschiedener Publikationen, die das Lob der Nur-Hausfrau singen. Die Zeitschrift „Annabelle“ rufe die „neue Hausfrau“ aus, die keine Lust auf Doppelbelastung habe und finde, dass der Hausfrauenberuf eine „größere Gestaltungsfreiheit“ biete. „Um dem zu großen Druck zu entgehen, der entsteht, wenn man Familie und Beruf vereinbaren will, weicht die Frau zurück an den Herd und verklärt ihr Hausfrauendasein zum Lifestyle, statt bessere Infrastrukturen für arbeitende Mütter zu fordern“, schreibt Kurtz. „Dabei darf man nicht vergessen, dass viele Frauen es sich gar nicht leisten können, zu Hause zu bleiben, weil die Familie ohne ein zweites Einkommen nicht über die Runden kommt. Wenn diese Superhausfrauen verkünden, nur die ständige Präsenz der Mutter garantiere glückliche Kinder, welches Licht wirft das auf die Frauen, die arbeiten gehen müssen?“ Frauen, die sich ganz auf die häusliche Sphäre konzentrierten, schnitten sich langfristig ins eigene Bein: „Sie stehen nämlich dumm da, wenn der Gatte sich trennt oder sie selbst sich scheiden lassen wollen: Obwohl man als Familienfrau stressresistent ist, über hervorragende Kenntnisse in Menschenführung, Projektleitung und -koordination sowie Konfliktmanagement besitzt, wird man nach Jahren fern des Arbeitsmarktes Probleme haben, einen menschenwürdigen Job zu finden. Wer nicht dranbleibt, verliert den Anschluss an neue Technologien und Entwicklungen.“ Frauen sollten ihren Horizont nicht an der Wäscheleine enden lassen, so die Autorin. Gefunden in: http://www.neuenachricht.de/A556D3/NENA/NENA_NEU.nsf/0/ACE4D263621F8F03C12572D10047E563?OpenDocument |
Blackforest | Geschrieben am: 04.05.2007 16:42 Aktualisiert: 05.05.2007 00:04 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 1927 |
![]() Mir stößt der Name Gewerkschaft sauer auf. Die Hausfrau ist ja keine Arbeiterin oder bei ihrem Mann angestellt. Sie ist genau so frei wie ein Rechtsanwalt oder Arzt, aber leider ohne direktes Einkommen. Im Übrigen sind Arbeiter und Angestellte durch Gewerkschaften verraten! Schaut doch mal die ehemaligen und die jetzigen Funksionären an, beispielsweise der Harz, aus dem Harz4 wurde etc.
Eine Versicherung gegen eine Scheidung oder Verarmung des Mannes wäre sinnvoll. So wäre zumindest die Hausfrau, wenn der Mann verschwindet, finanziel für ihren Einsatz abgesichert. In allgemeinen gehe ich davon aus, dass eine Ehe glücklich sein kann. Wenn Frau und Mann zusammenhalten, kann auch nichts schief gehen. Im Übrigen, wo bleibt das Selbbewußtsein der Frau. Man sollte sich wirklich nicht kleiner machen, als man ist und Meckerei ist auch keine Lösung. Grüße Wolfgang |
schnuckl | Geschrieben am: 04.05.2007 12:30 Aktualisiert: 04.05.2007 14:55 |
![]() ![]() User seit: 15.05.2006 aus: Saarland Beiträge: 335 |
![]() genau, ich auch noch nicht. Komisch, oder?
Kein Mensch ist mit so einer Arbeit froh, ich genieße halt schon, mal "nix" machen zu können, sofern das überhaupt geht. Und echt, noch nie habe ich eine Frau getroffen in meinem 45-jährigen Leben, die ins Schwärmen geriet angesichts der vielen Wäsche, der schmutzigen Fenster, der übers Essen maulenden Kinder, des launischen Ehemannes, der gestreßt heimkommt, voller Erwartung, daß sie ihn jetzt entspannt, durch Anwesenheit u.ä., ihr wißt schon... Der Punkt ist, aufgrund der Tatsache, daß wir Frauen sind, fällt es uns schwer, uns zusammenzutun und ein gemeinsames Ziel zu definieren und anzusteuern. Irgendwie bekriegen wir uns lieber, habe ich oft den Eindruck... und so wird es noch ich weiß nicht wie lange dauern, bis sich etwas ändert... damit keine Mißverständnisse aufkommen: die Eva-These, wenn ich sie mal so nennen darf, ist das letzte, finde ich. Wäre absoluter Rückschritt, nur worin liegt ein Fortschritt für uns und wo ist der Anfang? Ich habe nur Fragen, keine Antworten. |
Brigitta-B | Geschrieben am: 04.05.2007 11:59 Aktualisiert: 04.05.2007 14:54 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Ja, ja, weiß schon, was ihr von mir erwartet...
Der Text von Mascha tönt schon mal gut ... über die Schweizer Hausfrauengewerkschaft weiß ich jedoch absolut nichts, d.h. nicht mehr, als was ich - wie ihr auch - im Internet gelesen habe. Ihr erinnert euch, ich lebe seit bald 30 Jahren außerhalb der Schweiz. Aber ich werde mich sehr gerne bei meinen Schweizer Freundinnen erkundigen, damit wir mehr erfahren können über das Wie, Was und Wo dieser Gewerkschaft --- meine persönliche Meinung: von Haus aus ein negatives Wort "Gewerkschaft". Brigitta-Barcelona |