Ich bin sorglos mit dir umgegangen,
habe dich sooft nicht beachtet.
Was du mir geschenkt hast,
war selbstverständlich für mich.
All die Zeit über warst du für mich da,
jeden Augenblick,
auch wenn ich schlief.
Am Anfang habe ich noch über dich nachgedacht,
habe unsere ersten gemeinsamen Minuten bewusst genossen.
Ich hatte mich auf dich gefreut,
wusste, unser gemeinsamer Beginn würde mir Gutes bringen.
Wir haben uns beide gegenseitig viel versprochen:
uns zu schätzen,
uns alles zu geben,
immer präsent sein.
Unserer gemeinsamen Zeit bewusst werden,
das war mein Vorsatz,
war sie doch endlich
wenn auch unendlich
auf eine ganz besondere Art.
Daß es dich nur ein einziges Mal in meinem Leben geben wird
war mir von Anfang an klar.
Daß du unvergesslich sein solltest, war meine Hoffnung.
Unsere Tage vergingen und wurden selbstverständlicher.
Ich nahm sie hin, bedachte selten ihre Außergewöhnlichkeit.
Manchmal, da hielt ich inne,
schaute auf den gemeinsamen Weg zurück
und war sehr dankbar.
Doch tat ich das viel zu wenig,
allzu sehr leitete mich die Selbstverständlichkeit.
Warum wollte mir nicht bewusst werden,
wie einzigartig jeder unserer Tage war?
Begreife ich jetzt, wie bedeutend
die wenigen Tage die uns bleiben,
auch noch sein werden?
Warum wollte mir nie klar werden,
dass sie, gelebt,
unwiederbringlich vorüber sind?
Warum nahm ich so selbstverständlich hin
was als Geschenk so einzig ist?
Ich wusste doch von Anfang an,
du würdest mir alles geben,
dein ganzes Sein.
Nichts von dir würdest du zurückhalten.
Hättest du es getan, dann gäbe es längst kein Zurück mehr
und schon gar kein Weitergehen.
Bald wirst nicht mehr da sein,
für immer weg.
Dann ist auch unser gemeinsamer Weg zu Ende.
Du hast mir geholfen, Vergangenheit zu begreifen,
hast mir die Tür nach draußen gezeigt.
Du gabst mir die Muße
in mir selbst zu ruhen
und die Unruhe in mir zu leben.
Du hast mir viel Neues geschenkt,
Erkenntnisse, Erlebnisse, Tränen und Freude,
Erfahrungen, Entdeckungen, Abenteuer des Geistes,
Menschen und Lehrstücke der besonderen Art -
darunter ein weiteres Stück von meinem eigenen Ich.
Du warst voller Hoffnung, bleibst es bis zum letzten Augenblick.
Unsere restlichen Schritte auf dem gemeinsamen Weg
sind noch nicht am Ziel.
Du hast wie immer noch viele Überraschungen die du mir schenken wirst.
Ich weiß es, spüre es.
Es macht mich glücklich, macht mich frei.
Auch das hast du mir geschenkt.
Ich nahm dich auf mit erwartungsvoller Freude
lasse dich los mit leiser dankbarer Wehmut
wenn der Augenblick gekommen,
und hebe dann mein Glas auf dich,
du : 2008
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@ Ghita Cleri
User | Diskussion |
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Gast | Geschrieben am: 29.12.2008 10:20 Aktualisiert: 31.12.2008 17:37 |
![]() Ich glaube, man geht mit dem jeweils laufenden Jahr immer sorglos um. Man glaubt, dass es ewig dauern würde. Obwohl man zwischendurch immer wieder erschrocken feststellt, wie schnell die Zeit verrinnt. Verschiedene Ereignisse bringen uns dazu, inne zu halten. Teils weil sie uns an unsere Vergänglichkeit erinnern, teils weil sie so schön sind, dass man sie einfach festhalten möchte. So wie Goethes in Faust 2. Teil so schön formuliert hat:"
Zum Augenblicke dürft' ich sagen: Verweile doch, du bist so schön! Es kann die Spur von meinen Erdentagen Nicht in Äonen untergehn. - Im Vorgefühl von solch hohem Glück Genieß' ich jetzt den höchsten Augenblick." An jedem Jahresende nehme ich mir vor, mit meiner Zeit im Neuen Jahr sorgsamer umzugehen. Bisher hat es leider nie funktioniert. Vielleicht klappt es ja im Jahre 2009. Helga |
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lunka | Geschrieben am: 28.12.2008 00:23 Aktualisiert: 31.12.2008 17:30 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() Erst wenn was Gutes vorbei geht, wird wieder mal zu spät klar, wie gut es war.
Wann was Schlechtes vorbei geht, kann man kaum erwarten. Ein Jahr ist mal so mal so, je nach dem, was sich da ereignet hat und wie alles in Erinnerung geblieben ist. Danke für wunderschöne Zusammenfassung der Ereignisse, Ghita. Wer hat mal so schön gesagt: Gestern ist Vergangenheit, Morgen ist Zukunft, Heute ein Geschenk. Also genießen, so lange es noch geht ![]() |
minke52 | Geschrieben am: 27.12.2008 10:37 Aktualisiert: 27.12.2008 13:56 |
![]() ![]() User seit: 15.01.2006 aus: Sachsen Beiträge: 2105 |
![]() Ein schöner Abschied für das Jahr 2008, es gibt Jahre, die verdienen das. Jetzt wird mir auch klar, weshalb ich mich immer so schlecht lösen kann von einem vergangenen Jahr. Obwohl diesmal wird es andes sein, glaub ich zumindest.
Ja - jedes vergangene Jahr ist gelebtes Leben, unwiederbringlich, nur noch Erinnerung. Ich finde auch, man sollte sich dessen bewußt werden, nicht immer alles so einfach abhaken und hinüber wechseln ins Neue. Mir gefällt dieser Text sehr, zeigt er doch bewußtes, dankbares Leben und macht Hoffnung auf Neues. LG und alles Gute minke ![]() |