
Ghita Cleri - Rückblick / Endspurt
Datum 26.12.2008 16:26 | Kategorie: Texte
| Ich bin sorglos mit dir umgegangen,
habe dich sooft nicht beachtet.
Was du mir geschenkt hast,
war selbstverständlich für mich.
All die Zeit über warst du für mich da,
jeden Augenblick,
auch wenn ich schlief. Am Anfang habe ich noch über dich nachgedacht,
habe unsere ersten gemeinsamen Minuten bewusst genossen.
Ich hatte mich auf dich gefreut,
wusste, unser gemeinsamer Beginn würde mir Gutes bringen.
Wir haben uns beide gegenseitig viel versprochen:
uns zu schätzen,
uns alles zu geben,
immer präsent sein.
Unserer gemeinsamen Zeit bewusst werden,
das war mein Vorsatz,
war sie doch endlich
wenn auch unendlich
auf eine ganz besondere Art.
Daß es dich nur ein einziges Mal in meinem Leben geben wird
war mir von Anfang an klar.
Daß du unvergesslich sein solltest, war meine Hoffnung.
Unsere Tage vergingen und wurden selbstverständlicher.
Ich nahm sie hin, bedachte selten ihre Außergewöhnlichkeit.
Manchmal, da hielt ich inne,
schaute auf den gemeinsamen Weg zurück
und war sehr dankbar.
Doch tat ich das viel zu wenig,
allzu sehr leitete mich die Selbstverständlichkeit.
Warum wollte mir nicht bewusst werden,
wie einzigartig jeder unserer Tage war?
Begreife ich jetzt, wie bedeutend
die wenigen Tage die uns bleiben,
auch noch sein werden?
Warum wollte mir nie klar werden,
dass sie, gelebt,
unwiederbringlich vorüber sind?
Warum nahm ich so selbstverständlich hin
was als Geschenk so einzig ist?
Ich wusste doch von Anfang an,
du würdest mir alles geben,
dein ganzes Sein.
Nichts von dir würdest du zurückhalten.
Hättest du es getan, dann gäbe es längst kein Zurück mehr
und schon gar kein Weitergehen.
Bald wirst nicht mehr da sein,
für immer weg.
Dann ist auch unser gemeinsamer Weg zu Ende.
Du hast mir geholfen, Vergangenheit zu begreifen,
hast mir die Tür nach draußen gezeigt.
Du gabst mir die Muße
in mir selbst zu ruhen
und die Unruhe in mir zu leben.
Du hast mir viel Neues geschenkt,
Erkenntnisse, Erlebnisse, Tränen und Freude,
Erfahrungen, Entdeckungen, Abenteuer des Geistes,
Menschen und Lehrstücke der besonderen Art -
darunter ein weiteres Stück von meinem eigenen Ich.
Du warst voller Hoffnung, bleibst es bis zum letzten Augenblick.
Unsere restlichen Schritte auf dem gemeinsamen Weg
sind noch nicht am Ziel.
Du hast wie immer noch viele Überraschungen die du mir schenken wirst.
Ich weiß es, spüre es.
Es macht mich glücklich, macht mich frei.
Auch das hast du mir geschenkt.
Ich nahm dich auf mit erwartungsvoller Freude
lasse dich los mit leiser dankbarer Wehmut
wenn der Augenblick gekommen,
und hebe dann mein Glas auf dich,
du : 2008 .
@ Ghita Cleri
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