Traumberuf Hausmann? Zwei Väter berichten
Männer, die dem Nachwuchs zuliebe zuhause bleiben, brauchen dreierlei: Eine Frau, die gern und ausreichend Geld verdient. Ein gesundes Selbstbewusstsein. Und Freude daran, ein kleines Familienunternehmen zu führen – Lärm und Chaos inklusive.
Dann kann der Beruf Hausmann der Schönste der Welt sein, finden zum Beispiel Stefan Schütz und Torsten Burger. Junge Familie-Autorin Petra Plaum gewährten beide Einblicke in ihren Alltag.
,,Meine Frau hat einen sicheren, gut bezahlten Job“, freut sich Stefan Schütz. Als seine erste Tochter klein war, besaß das Ehepaar obendrein eine Kneipe. Dort gab es bis weit in die Nacht hinein viel zu tun. Nach zweieinhalb Jahren wurde die Kombination ,,Gastronomie plus Kind“ den Eltern zuviel. ,,Ich bleibe zuhause“, entschied Stefan Schütz – seine Frau hing schließlich an ihrer Vollzeitstelle. Und Stefan Schütz mochte Haushalt, Erziehung und Spielen weitaus lieber als etwa einen Alltag als Bürokaufmann – diesen Beruf hat er vor mehr als 20 Jahren gelernt.
In dem bayerisch-schwäbischen Dorf, wo Familie Schütz wohnt, war der Vollzeitpapa ein Exot. Doch aus dem Kopfschütteln der Nachbarn und Sprüchen wie ,,Der will nur nicht arbeiten“ macht er sich wenig. Ohnehin verfügt er über viel Selbstsicherheit und ließ die Einsamkeit, die viele Hausfrauen quält, erst gar nicht entstehen. ,,Ich wollte mit meiner Tochter in eine Krabbelgruppe, und da war keine. Also habe ich selbst eine gegründet“, berichtet er. Voraussetzung war ein Kurs beim Katholischen Deutschen Frauenbund. ,,Ich war natürlich der einzige Mann, der den Kurs machte. Gerne wäre ich im Frauenbund Mitglied geworden, dann hätte sich die Kursgebühr ermäßigt. Leider nahm der Frauenbund mich nicht auf...“ Stefan Schütz zwinkert und grinst. Der meistens gutgelaunte Mann mit dem brünetten Pferdeschwanz fand dafür Anklang bei den Muttis vor Ort. Viele luden ihn zu ihren Kaffee- und Spielplatzrunden ein. Die geselligen Elemente des Hausmännerlebens gefallen Stefan Schütz auch jetzt noch besonders: ,,Kindergeburtstag mit zwölf Mädels, warum nicht?“
Dass die Familie Schütz auf dem Lande lebt, macht das Leben zum Glück relativ erschwinglich. Und Stefan Schütz weiß auch, dass er in Sachen Berufsehrgeiz ,,anders ist als andere Männer“. Was er mal arbeitet, wenn die Töchter aus dem Haus gehen? ,,Darüber habe ich mir, ehrlich gesagt, noch keine Gedanken gemacht“.
Tut er wirklich alles im Haushalt? ,,Naja, Bügeln habe ich schon immer gehasst. Das muss meine Frau machen“, gibt Stefan Schütz zu. Mit Einkaufen, Putzen, Kochen, Aufräumen, Wäschewaschen und Co. hat er dagegen kein Problem. Jill und Kim sind heute acht und 14 und Stefan Schütz verdient nun auch wieder Geld, seit einem Jahr arbeitet er in Teilzeit im Grafikbereich. Doch für seine Familie dazusein hält er nach wie vor für am Wichtigsten. Verwandte und Freunde hat er längst überzeugt: ,,Meine Eltern sind begeistert davon, wie gut unsere Töchter sich entwickelt haben. Und einige jüngere Freunde von mir sagen: wenn wir mal Papa werden, machen wir das so wie du.“
,,Ich wollte nie ein Papa werden, der seine Kinder nur ins Bett bringt und sonst nicht sieht“, sagt Torsten Burger. Der Hauptschullehrer ist ein Jeans-und-Lederjacken-Mann, einer, dem man anmerkt, dass er gern mit Kindern herumtollt. Schon für das erste Töchterchen Laura nahm er sich so viel Zeit, wie sein Beruf erlaubte. Und er bekam Lust auf mehr: ,,Als ich erfuhr, dass ich das volle Elterngeld bekomme, stand mein Entschluss, beim zweiten Kind eine Weile zuhause zu bleiben“. Zudem es für ihn Netz und doppelten Boden gibt: die sichere Beamtenstelle. Geldreserven, die die Familie in 13 Berufsjahren ansparen konnte. Und die Möglichkeit seiner Frau, im Homeoffice zu arbeiten. ,,Sie hat ihre Arbeit seit Lauras Geburt stark reduziert und beginnt nun langsam wieder, ihre Selbständigkeit heraufzuschrauben“, erzählt er. Noch kann die Familie auch spontan gemeinsam etwas unternehmen oder die Mama stillt Baby Selma, während der Papa mit Laura, die nun zwei Jahre alt ist, spielt.
Umsorgt der Papa beide Kinder gleichzeitig, stößt er manchmal an seine Grenzen: Wenn Laura die Windel voll hat und Selma vor Müdigkeit weint, zum Beispiel. Oder wenn er zwei zappelnde kleine Mädchen anziehen und in den Kinderwagen packen muss, um nach draußen zu gehen. Zumal dort, in einer badischen Großstadt, allerlei Ärgernisse lauern. ,,Meine Sichtweise hat sich stark verändert“, berichtet Torsten Burger. ,,Wenn Autofahrer die Gehwege zuparken oder Eltern Spielplätze mit Kippen verunreinigen, rege ich mich auf, obwohl ich selbst Autofahrer bin und Raucher war“. Haushaltsdinge können ihn dagegen nicht abschrecken, er kocht gern und hielt schon immer gut Ordnung. Daher genießt er seine Zeit als Hausmann und betont: ,,Chefs, die ihre männlichen Angestellten keine Elternzeit nehmen lassen, machen einen Fehler. Man lernt wirklich, ein kleines Familienunternehmen zu führen und Strategien zur Problemlösung zu entwickeln“. Wenn Selma ein dreiviertel Jahr alt ist, wird Torsten Burger wieder in den Schuldienst einsteigen, aber: ,,Die Kinder haben für mich immer Priorität. Ich kann mir gut vorstellen, irgendwann noch einmal eine Auszeit für die Familie zu nehmen“.
© Petra Plaum
User | Diskussion |
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Superpapa | Geschrieben am: 05.07.2008 11:16 Aktualisiert: 05.07.2008 12:34 |
![]() ![]() User seit: 24.10.2005 aus: "Berliner Speckgürtel" Beiträge: 1165 |
![]() Hallo Petra,
ich habe viele Erlebnisse/ Erfahrungen aus meiner Elternzeit in den Geschichten wiedergefunden. ![]() Toll, dass es immer mehr selbstbewusste Männer gibt, die sich nicht auf beruflichen Einsatz reduzieren lassen, schade nur, dass es noch vieeeel zu wenige sind. Viele Grüße ![]() Superpapa |
lunka | Geschrieben am: 03.07.2008 23:52 Aktualisiert: 05.07.2008 12:32 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() schön, dass endlich mal darüber berichtet wird
![]() Sogar Machos!!! helfen im Haushalt mit. Und in Wirklichkeit gibt es mehr von solcher Papa oder Mannsorte, als wir denken oder als uns die Zeitungen schreiben. Da bin ich fest überzeugt von. Und es ist eine männliche Eigenschaft, sich um die Kinder zu kümmern. Na ich zumindestens sehe es so. |
Gast | Geschrieben am: 03.07.2008 19:41 Aktualisiert: 05.07.2008 12:32 |
![]() Das war kein persönlicher Angriff Petra. Ich finde nur, dass es sich bei Beiden nicht um ganz normale Durchschnittsbürger handelt. Beide sind finanziell gut abgesichert und der Zweite hat mit Sicherheit kein Problem mit der Rückkehr in seinen Beruf. Der Erste hat eine Frau, die besser als er verdient, was liegt da näher, als dieese Lösung zu finden.
Ehrlich ich glaube auch nicht, dass ein Mann (das trifft auch auf die meisten Frauen zu) ganz in seiner Rolle aus Hausmann aufgeht. Nochmal, es war kein Angriff gegen dich, dein Schreibstil gefällt mir an für sich gut. Helga |
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maedelmama | Geschrieben am: 03.07.2008 15:32 Aktualisiert: 03.07.2008 19:27 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 335 |
![]() Liebe Helga,
für diese beiden Familien ist das aber die Wirklichkeit. Ich finde das erwähnenswert und habe diese beiden Papas darum vorgestellt, die ich persönlich schon lange kenne. Was für eine Familienkonstellation hätte dich denn interessiert? Was findest du erwähnenswert? Neugierige Grüße, Petra (P.S.: Bei uns nehmen immer mehr Männer Elternzeit. Demnächst auch ein Kommunalpolitiker -- beim fünften Kind) |
Gast | Geschrieben am: 02.07.2008 11:40 Aktualisiert: 03.07.2008 01:24 |
![]() Der Text bedient die Vorstellung, so wie wir es gerne hätten. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Sorry, das ist alles so klischeehaft. Gefällt mir gar nicht.
Helga |
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Gast | Geschrieben am: 02.07.2008 09:05 Aktualisiert: 02.07.2008 09:25 |
![]() Schön, dass Männer anfangen umzudenken, aber dazu gehören auch Frauen, die nicht alles, was früher noch ihre Angelegenheiten waren, an sich reißen.
Es gibt für mich ohnehin nicht eine Lösung für alle, muss man halt individuell eine Lösung finden. Was mich außer an Zigarettenkippen und Bierflaschen bzw. Dosen und sonstigen Müll auf Kinderspielplätzen nervt? Hundebesitzer, die ihre Tölen drin herumspazieren lassen. Und damit meine ich noch nicht einmal diejenigen, die sie auch ihr Geschäft drin machen lassen, sondern diejenigen, die meinen ihr Familienhund hätte ein Anrecht drauf sich auch noch im Sand aufzuhalten. Kann ich mich drüber aufregen, obwohl ich selbst einen Hund besitze. Aber dem brauche ich nur mit dem Finger den Weg zu zeigen, dann setzt er keine Pfote in den Sand. |
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