
Petra Plaum - ,,Ich lerne, ein kleines Unternehmen zu führen“
Datum 02.07.2008 09:24 | Kategorie: Texte
| Traumberuf Hausmann? Zwei Väter berichten
Männer, die dem Nachwuchs zuliebe zuhause bleiben, brauchen dreierlei: Eine Frau, die gern und ausreichend Geld verdient. Ein gesundes Selbstbewusstsein. Und Freude daran, ein kleines Familienunternehmen zu führen – Lärm und Chaos inklusive. Dann kann der Beruf Hausmann der Schönste der Welt sein, finden zum Beispiel Stefan Schütz und Torsten Burger. Junge Familie-Autorin Petra Plaum gewährten beide Einblicke in ihren Alltag.
,,Meine Frau hat einen sicheren, gut bezahlten Job“, freut sich Stefan Schütz. Als seine erste Tochter klein war, besaß das Ehepaar obendrein eine Kneipe. Dort gab es bis weit in die Nacht hinein viel zu tun. Nach zweieinhalb Jahren wurde die Kombination ,,Gastronomie plus Kind“ den Eltern zuviel. ,,Ich bleibe zuhause“, entschied Stefan Schütz – seine Frau hing schließlich an ihrer Vollzeitstelle. Und Stefan Schütz mochte Haushalt, Erziehung und Spielen weitaus lieber als etwa einen Alltag als Bürokaufmann – diesen Beruf hat er vor mehr als 20 Jahren gelernt. In dem bayerisch-schwäbischen Dorf, wo Familie Schütz wohnt, war der Vollzeitpapa ein Exot. Doch aus dem Kopfschütteln der Nachbarn und Sprüchen wie ,,Der will nur nicht arbeiten“ macht er sich wenig. Ohnehin verfügt er über viel Selbstsicherheit und ließ die Einsamkeit, die viele Hausfrauen quält, erst gar nicht entstehen. ,,Ich wollte mit meiner Tochter in eine Krabbelgruppe, und da war keine. Also habe ich selbst eine gegründet“, berichtet er. Voraussetzung war ein Kurs beim Katholischen Deutschen Frauenbund. ,,Ich war natürlich der einzige Mann, der den Kurs machte. Gerne wäre ich im Frauenbund Mitglied geworden, dann hätte sich die Kursgebühr ermäßigt. Leider nahm der Frauenbund mich nicht auf...“ Stefan Schütz zwinkert und grinst. Der meistens gutgelaunte Mann mit dem brünetten Pferdeschwanz fand dafür Anklang bei den Muttis vor Ort. Viele luden ihn zu ihren Kaffee- und Spielplatzrunden ein. Die geselligen Elemente des Hausmännerlebens gefallen Stefan Schütz auch jetzt noch besonders: ,,Kindergeburtstag mit zwölf Mädels, warum nicht?“ Dass die Familie Schütz auf dem Lande lebt, macht das Leben zum Glück relativ erschwinglich. Und Stefan Schütz weiß auch, dass er in Sachen Berufsehrgeiz ,,anders ist als andere Männer“. Was er mal arbeitet, wenn die Töchter aus dem Haus gehen? ,,Darüber habe ich mir, ehrlich gesagt, noch keine Gedanken gemacht“. Tut er wirklich alles im Haushalt? ,,Naja, Bügeln habe ich schon immer gehasst. Das muss meine Frau machen“, gibt Stefan Schütz zu. Mit Einkaufen, Putzen, Kochen, Aufräumen, Wäschewaschen und Co. hat er dagegen kein Problem. Jill und Kim sind heute acht und 14 und Stefan Schütz verdient nun auch wieder Geld, seit einem Jahr arbeitet er in Teilzeit im Grafikbereich. Doch für seine Familie dazusein hält er nach wie vor für am Wichtigsten. Verwandte und Freunde hat er längst überzeugt: ,,Meine Eltern sind begeistert davon, wie gut unsere Töchter sich entwickelt haben. Und einige jüngere Freunde von mir sagen: wenn wir mal Papa werden, machen wir das so wie du.“ ,,Ich wollte nie ein Papa werden, der seine Kinder nur ins Bett bringt und sonst nicht sieht“, sagt Torsten Burger. Der Hauptschullehrer ist ein Jeans-und-Lederjacken-Mann, einer, dem man anmerkt, dass er gern mit Kindern herumtollt. Schon für das erste Töchterchen Laura nahm er sich so viel Zeit, wie sein Beruf erlaubte. Und er bekam Lust auf mehr: ,,Als ich erfuhr, dass ich das volle Elterngeld bekomme, stand mein Entschluss, beim zweiten Kind eine Weile zuhause zu bleiben“. Zudem es für ihn Netz und doppelten Boden gibt: die sichere Beamtenstelle. Geldreserven, die die Familie in 13 Berufsjahren ansparen konnte. Und die Möglichkeit seiner Frau, im Homeoffice zu arbeiten. ,,Sie hat ihre Arbeit seit Lauras Geburt stark reduziert und beginnt nun langsam wieder, ihre Selbständigkeit heraufzuschrauben“, erzählt er. Noch kann die Familie auch spontan gemeinsam etwas unternehmen oder die Mama stillt Baby Selma, während der Papa mit Laura, die nun zwei Jahre alt ist, spielt. Umsorgt der Papa beide Kinder gleichzeitig, stößt er manchmal an seine Grenzen: Wenn Laura die Windel voll hat und Selma vor Müdigkeit weint, zum Beispiel. Oder wenn er zwei zappelnde kleine Mädchen anziehen und in den Kinderwagen packen muss, um nach draußen zu gehen. Zumal dort, in einer badischen Großstadt, allerlei Ärgernisse lauern. ,,Meine Sichtweise hat sich stark verändert“, berichtet Torsten Burger. ,,Wenn Autofahrer die Gehwege zuparken oder Eltern Spielplätze mit Kippen verunreinigen, rege ich mich auf, obwohl ich selbst Autofahrer bin und Raucher war“. Haushaltsdinge können ihn dagegen nicht abschrecken, er kocht gern und hielt schon immer gut Ordnung. Daher genießt er seine Zeit als Hausmann und betont: ,,Chefs, die ihre männlichen Angestellten keine Elternzeit nehmen lassen, machen einen Fehler. Man lernt wirklich, ein kleines Familienunternehmen zu führen und Strategien zur Problemlösung zu entwickeln“. Wenn Selma ein dreiviertel Jahr alt ist, wird Torsten Burger wieder in den Schuldienst einsteigen, aber: ,,Die Kinder haben für mich immer Priorität. Ich kann mir gut vorstellen, irgendwann noch einmal eine Auszeit für die Familie zu nehmen“.
© Petra Plaum
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