Da ich im Nachbardorf der Deutschen Schule von Barcelona lebe, begegne ich sehr vielen Deutschen rundherum.
Jawohl, Dorf, auch wenn es zwischenzeitlich mehr oder weniger verwachsen ist mit Barcelona, es hat seinen dörflichen Charakter behalten, somit „kennt“ man sich halt, wenn auch nur vom Sehen, z.B. in der Bäckerei, die ein paar wenige Tische drin stehen hat, wo man gemütlich Kaffee trinken und Zeitung lesen, bzw. dem Geschimpfe der deutschen Mütter am Nebentisch zuhören kann. Man kennt sie ja seit Jahren, kennt auch das Geschimpfe seit Jahren:
Die Spanier sind das Letzte vom Letzten, sie haben einfach keine Kultur, keine Erziehung, gar nichts.
Glaubst du, ich hätte in all den Jahren, die ich nun hier bin, jemals eine g’scheite Bratwurst gefunden? Aber nix du, das kriegen die doofen Spanier einfach nicht hin.
Du sagst es, die schaffen es ja nicht mal, ein Schnitzel so zu schneiden, dass man es selbst zu Hause panieren könnte, um ein Wienerschnitzel zuzubereiten!
.... und so weiter und so fort. Irgendwann müssen dann auch diese „Damen“ zur Kasse, um ihre Konsumation zu bezahlen. Huch, so lange schon hier in Spanien und immer noch kein g’scheites Spanisch sprechen?
Kein Wunder, dass sie die Kultur und die Erziehung der Spanier weder mitkriegen noch verstehen. Ganz logisch, wenn man die Sprache des Gastlandes nicht spricht. Und wir sind nun mal Gäste in diesem Land. Egal, woher wir kommen, egal, wie lange wir schon hier sind.
Es ist auch ganz klar, dass sie weder eine g’scheite Bratwurst noch ein richtig geschnittenes Schnitzel finden. Die Bratwurst gibt es entweder vakuum-verpackt (recht ungenießbar) oder auf dem riesigen Markt (sehr gut) in der Stadt. Das Schnitzel gibt es bei jedem halbwegs normalen Metzger. Aber man muss halt mit ihm reden können, ihm erklären, was man will.
Dies gilt jedoch alles nicht nur für die „Deutschen in Spanien“, es gilt für sämtliche Ausländer in einem Gastland.
Was ich immer am schlimmsten empfinde, sind diejenigen, die vom ersten bis zum letzten Tag jammern, dass zu Hause alles besser sei. Dann sollen sie doch ihre Koffer packen und heim gehen! Diejenigen, die absolut nicht anpassungsfähig sind, es auch nicht sein wollen, sind die Amerikaner. Ich kannte sie ja als sehr liebenswerte und herzensgute Menschen, bevor ich nach Barcelona kam, da ich zuvor in USA gelebt hatte. Lernte sie hier an der Schule unserer Kinder von einer total anderen Seite kennen. Hätte ich den Amerikaner von vorher nicht gekannt; mit dem, den ich hier kennenlernte, hätte ich niemals in meinem Leben etwas zu tun haben wollen.
© Brigitta Pucher
User | Diskussion |
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Brigitta-B | Geschrieben am: 26.05.2008 10:22 Aktualisiert: 26.05.2008 20:56 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Es soll sich hier um Himmels Willen keine Nation, z.B. die Deutschen, auf den Schlipps getreten fühlen! Ich habe im Anfangssatz erwähnt, warum ich über die Deutschen schreibe, Zitat: "Da ich im Nachbardorf der Deutschen Schule von Barcelona lebe, begegne ich sehr vielen Deutschen rundherum." Zitat Ende.
Dann rede ich auch von Leuten, die hier in Barcelona LEBEN, nicht von denjenigen, die kurz mal auf einer Städtetour vorbei kommen, bzw. hier Urlaub machen. Auch die Amerikaner, die ich erwähne, kannte ich zuvor, weil ich 6 Jahre lang in USA gelebt hatte. Diejenigen, die ich hier kennengelernt habe, lebten hier während mehreren Jahren. Ich selbst lebe nun schon 20 Jahre hier in Barcelona, bzw. in einem Vorort von Barcelona, der jedoch zu Barcelona gehört. Brigitta-Barcelona |
puenktchen | Geschrieben am: 24.05.2008 22:26 Aktualisiert: 25.05.2008 11:55 |
![]() ![]() User seit: 24.10.2005 aus: Beiträge: 2227 |
![]() Jede Nation benimmt sich im Ausland irgendwie daneben, schade, es ist nun mal kein Problem der Deutschen.
Wir, d.h. meine Umgebung und ich, versuchen uns gut zu benehmen, bisher hatten wir keine Schwierigkeiten, also müssen wir es ja gut gemacht haben. Auch hier ist ein "alles über einen Kamm scheren" der falsche Blickwinkel. |
Blackforest | Geschrieben am: 21.05.2008 17:30 Aktualisiert: 21.05.2008 18:55 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 1927 |
![]() Meine Mutter, wenn sie verreiste, schaute als erstes auf die Sauberkeit.
'Do isch sufer (Da ist sauber)', war so immer ihrer Kommentare. Grüße Wolfgang End |
Subura | Geschrieben am: 21.05.2008 12:50 Aktualisiert: 21.05.2008 13:26 |
![]() ![]() User seit: 27.02.2007 aus: Niederrhein Beiträge: 7887 |
![]() Ich glaube, das ist nicht nur ein deutsches Problem, sondern generell ein menschliches.
Wie Briga schon sagt, sollte ein gewisses Maß an Anpassung und vor allem Achtung der Gepflogenheiten von jedem mitgebracht werden, der sich in ein fremdes Land begibt. Und das gilt nicht nur für Deutsche im Ausland, sondern auch für Ausländer in Deutschland! |
Gast | Geschrieben am: 20.05.2008 19:30 Aktualisiert: 20.05.2008 21:29 |
![]() Da sagst du was - ich werde auch irgendwie das Gefühl nicht los, dass die Deutschen - auf einer Skala von 1-10 der Meckerer und Scheißebenehmer im Ausland - ziemlich weit oben sind. War kürzlich erst in Spananien, da ist mir das auch aufgefallen. Wenn irgendwer ne besonders lange Fresse gezogen oder laut gepöbelt hat, weil ihm irgendwas nicht passte, war's sicher ein Landsmann *schäm*.
Mir ist das auf dem Rückflug passiert: Madrid Flughafen, beim Zwischenstopp, warten auf den Weiterflug. Viele freie Plätze, ich links außen. Da kommt einer her, schaut mich an, setzt sich neben mich. Fast auf mein Schlepptop, das auf dem Sitz stand. Dabei war überall noch reichlich Platz. Wenn ich nicht schnell reagiert hätte - ohne zu fragen oder zu warten. Hätte gleich wetten können, dass das ein Deutscher ist. Hi hi. Ich - stolz auf mein neues Spanisch - sage freundlich "Hola" und grinse. Er: keine Reaktion, nur dummer Seitenblick. Weil ich schön braun geworden bin und dann halt das Maul gehalten habe, hat der Idiot scheinbar gedacht, ich könnte ja unmöglich eine von Seinesgleichen sein. Packt seine riesengroße Bildungszeitung aus (damit hatte ich meine Bestätigung), schwenkt mir alle Sekunde die Seiten um die Ohren (ungelogen, ohne Tisch die BZ zu lesen, dazu braucht es eine Armspanne wie ein Albatross), fängt an Bäh-Brötchen zu essen und krümelt mir die Hose voll (und die nackten Füße, wie eklig), schmatzt wie ein Schwein und tut so, als wären wir verheiratet und ich müsste das abkönnen. Zehn Minuten später war ich gehalst, kannte die Zeitung auswendig und die Krümel im Ausschnitt und zwischen den Zehen wurden lästig. Da bin ich aufgestanden und gegangen mit "Danke für's Lesen und Essen, du Deutscharsch." Dumme Gesichter gibt's ja öfter, aber das von dem Affen hätte wäre sicher einen Preis gewonnen, hätte ich es geknipst. Gleich drauf musste ich schon wieder drüber lachen, aber eigentlich finde ich das schon traurig. |
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Gast | Geschrieben am: 20.05.2008 11:33 Aktualisiert: 20.05.2008 21:26 |
![]() Ich hab diesen Text schon mal in "Texte" gelesen. Nach wie vor find ich ihn gut und genau beobachtet.
Helgamaus |
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