Ich bin ein geplagtes Wesen – dieser ständige Lärm ums Haus macht mich
langsam aber sicher krank. Es ist 8.01 am Samstag, mein Gegenüber parkt sein
Auto unter meinem Wohnzimmerfenster und hat angefangen, das ganze Werkzeug
im Kofferraum zu sortieren, welches im Lauf der Woche anscheinend
durcheinander fliegt.
Er schmeißt also Hämmer, Zangen, Schraubenzieher und
Gott weiß was alles in dem Auto rum, eines hierhin, eines dahin. Das macht
einen infernalischen Lärm, wenn man gerade aus dem Bett gekrabbelt ist und
versucht, mittels einer Tasse Kaffee wach zu werden.
Das heißt, wach war ich schon um dreiviertel sieben, als der Anwohner auf
der Schlafzimmer-Seite sich herzlichst von Frau und Kind verabschiedete.
„Mach's guhut!" „Jaha!" „Papi, bring mir was mihit!!!" „Mach ich!"
„Tschühüss!" "Tschau, Mausi!" Dann ist er endlich weg...
Nach 10 Minuten ist er wieder da, er war Semmeln holen.
Wenn Ihr glaubt, ich übertreibe, lade ich Euch ein, bei mir zu übernachten.
Davon kriegt jeder Albträume.
Nachts, ich liege im ersten Schlummer, ein Schrei draußen: „MAAAMIII !!!" –
Um Gottes Willen... Ich rumpele aus dem Bett, reiß das Fenster auf, schrei
raus: „Was ist denn los?"
Eine Nachbarin sucht ihre Katze, die heißt Mami...
Letztens kam besagter Gegenüber vom Urlaub zurück. Natürlich nachts um halb
drei Uhr. Natürlich muss er dann das Gepäck in seine Wohnung schleppen. Dass
man aber in einem geschlossenen Hof, mitten in der Nacht, nach jedem Koffer,
jeder Tasche den Kofferraumdeckel zuschmeißen muss, habe ich nicht
verstanden. Heute noch nicht.
Ich habe eine wunderschöne Wohnung, sehr preiswert und angenehm. Mein
Vermieter ist eine Seele, aber absolut taub, wenn er arbeitet – vermute ich
mal. Der Radau, den er mit seiner Kreissäge macht, die den ganzen Sommer
immer wieder stundenlang läuft, mit den Motorsägen, Schleifern, Bohrern,
wird noch übertönt durch einen Ghettoblaster, der aus welchen Gründen auch
immer türkische Musik spielt....
Das fertige Brennholz wird auf den Hänger eines Bulldogs geschmissen. Rumms,
rumms, rumms... Da sitzt man bloß da und wartet auf den nächsten Rumms...
Der Bulldog, der schon bessere Zeiten gesehen hat – das ist lange her -,
läuft indessen warm, unter meinen Fenster. Der Motor hat eine Frequenz, der
meine Gläser im Schrank wandern lässt.
Sohn fährt bei dem Lärm mit einem elektrischen Auto rum, er ist zwei Jahre
alt. Seine Mutter rennt neben ihm her und schreit Verhaltensmaßregeln.
„Thomasssss!" Den Rest verstehe ich nicht, sie ist eine Thai...
Man kennt hier keine Sonn- oder Feiertagsruhe, keine Mittagszeit – es wird
Krach gemacht, wenn man lustig ist... Mein Schwiegersohn hat am
Karfreitagnachmittag ein Gartenhäuschen zusammengezimmert – das Hämmern muss
man kilometerweit gehört haben.
Und ich drehe den Fernseher leiser, wenn das Fenster auf ist – damit die
Nachbarn nicht gestört werden. Die feiern ein Fest im Garten. Der Grill
steht direkt unter d e m Schlafzimmerfenster, welches ein Fliegengitter
hat, deshalb eigentlich immer auf ist. Weil der Brandmelder im Zimmer los
ging, habe ich es zugeschmissen...
Ich sehe es ja ein, dass Lärm unvermeidbar sein kann, vor allem, wenn jemand
bei der Arbeit ist. Habe ich auch gar nichts dagegen. Aber dieser
vermeidbare Lärm, dieses Geschrei draußen, dieses 12x die Autotür
zuschmeißen, nachts die Katzen suchen durch Gebrüll – das muss doch nicht
sein.
Gehen wir ein bisschen netter miteinander um. Es lohnt sich. Hoffe ich mal.
© Erika Weder
User | Diskussion |
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Gast | Geschrieben am: 19.05.2008 17:29 Aktualisiert: 19.05.2008 20:41 |
![]() Manchmal helfen direkte Worte an die entsprechenden Störenfrieden. Die können von ganz freundlich bis "Halt endlich die Schnauze" alles sein. Je nach dem
![]() Übrigens hab ich festgestellt ... je entspannter ich selbst bin, umso besser kann ich mich auf irgendwas konzentrieren. Und das wiederum ist gleichbedeutend mit mehr Nichtwahrnehmung von störenden Geräuschen. Neben mir wohnt nämlich auch so eine Krawallschachtel. Im Zweifel sind meine Boxen zwar lauter als sein Werkstattgebläse, aber wir sind ja aus den Kinderschuhen raus. ![]() |
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manati | Geschrieben am: 19.05.2008 00:48 Aktualisiert: 19.05.2008 09:45 |
![]() ![]() User seit: 01.10.2006 aus: dem Ländle Beiträge: 4705 |
![]() Vielleicht sollte man es mal wie Frau Zehnbauer machen und die Polizei rufen?
![]() Natürlich nur in Extremfällen ![]() Erika, kann Dich gut verstehen, das würde mich auch narrisch machen. Und Ohrschützer sollten net für die Kreissäger vorgeschrieben werden, sondern besser für die Nachbarn... Erkundige Dich doch auf dem Rathaus, wie das mit dem Nachbarschaftslärm bei Euch geregelt ist, das variiert ja von Ort zu Ort. |
minke52 | Geschrieben am: 18.05.2008 18:25 Aktualisiert: 18.05.2008 21:33 |
![]() ![]() User seit: 15.01.2006 aus: Sachsen Beiträge: 2105 |
![]() Stimmt - unsere Welt ist viel zu laut. Rücksichtnahme wäre gefragt, statt dessen haben wir fast einen Wettbewerb, wer wohl am besten den anderen übertönt.
Wenn nur wenigstens sonntags Ruhe wäre und natürlich in der Nacht. Ich wohne zum Glück recht abgeschieden und genieße ab und zu den Luxus der Stille, wenn nicht gerade die Rasenmäherfraktion durch die Kante schnickt. Manchmal sollte man sich einfach durchsetzen und Ruhe fordern, aber das geht eben auch nur lautstark - leider. Schöner Text Erika, der uns wieder etwas ruhiger werden lässt. LG minke ![]() ![]() |
Subura | Geschrieben am: 16.05.2008 14:30 Aktualisiert: 16.05.2008 22:35 |
![]() ![]() User seit: 27.02.2007 aus: Niederrhein Beiträge: 7887 |
![]() Für mich klingt das überhaupt nicht kleinlich, Ghita. Gebe dir vollkommen recht!
Und ehrlich, Lunka, wenn über meinem Kopf regelmäßig über längere Zeit Fangen gespielt würde, da wäre ich auch stinksauer. Warum gehst du nicht mit den Kindern mehr raus (Spielplatz, Wald oder so), wenn sie so viel unbefriedigten Bewegungsdrang haben? In unserer überfüllten Welt wohnen die Menschen nun mal sehr dicht aufeinander, und da sollte jeder sich etwas Rücksicht zum Grundprinzip machen - auch Kinder können und sollten das durchaus schon lernen - denn ein Recht auf Enfaltungsmöglichkeiten haben nicht nur sie, sondern auch Erwachsene. Natürlich haben wir uns gezwungenermaßen an einen gewissen dauernden Lärmpegel gewöhnen müssen, und ist es nicht sogar so, dass viele von uns sich gar nicht mehr wohlfühlen können, wenn nicht irgendwas rattert, flimmert, dudelt oder sie sonstwie vom eigentlichen Leben ablenkt? Für mich persönlich wird der Lärm zu einer immer größeren Belastung und ich träume immer öfter von einem kleinen Stückchen Erde, wo weit und breit niemand ist außer mir und meinen Gedanken ... na ja, Mann und Hund nähme ich vielleicht auch noch mit. ![]() |
ghic | Geschrieben am: 15.05.2008 23:42 Aktualisiert: 16.05.2008 14:04 |
![]() ![]() User seit: 18.01.2008 aus: Braunschweig Beiträge: 124 |
![]() @lunka
Du hast Recht, Kinder sollten sich bewegen wie es ihnen paßt und gefällt und das ist meist mit Lärm verbunden. Trotzdem finde ich, daß es da auch Grenzen gibt. Denn auch ich, oder wer auch immer, mag nicht unbedingt nur im Krach leben, auch nicht im Lärm und Geschrei den Kinder machen. Alles hat Grenzen, mein Recht auf Ruhe und das Recht von Eltern die ihre Kinder ungestört lärmen lassen. Das hat einfach mit Respekt vor seinem Nächsten zu tun. Denn ich habe keine Lust im Sommer in einer geschlossenen Wohnung zu leben, weil um mich herum Kindergeschrei über Stunden der entspannte Aufenthalt draußen nicht möglich ist. Das Gleiche gilt für jede Art von Lärm @Erika Ich habe mal einen guten Ausspruch gelesen: Lärm ist der hörbare Müll unserer Zivilisation. Lärm ist Umweltverschmutzung. Und egal wer ihn verursacht, es ist nun mal eine Belastung für denjenigen, der ihn ertragen muß. Vielleicht findet der eine eine Kreissäge als normale Lautentwicklung, der ander meint das Gleiche bei Kindergeschrei, der nächste beim aufheulenden Motoren. Doch es ist Lärm! Und wir sind alle dazu verpflichtet, unser Gegenüber damit nicht belasten, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Jeder Mensch, der einem gewissen Lärmpegel über eine gewisse Zeit hinweg ausgesetzt ist, leidet darunter mit erhöhten Streßhormon-Pegel. Hört die Belastung nicht auf, so hat das tiefgreifende Einwirkungen auf die eigene Handlung und die Psyche. Das ist längst wissenschaftlich belegt. Aber es stimmt, es wird immer noch nicht ernst genommen und man hat im betreffenden Fall keine geeignete Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren. Klingt für einige Menschen vieleicht kleinlich, was ich hier schreibe, doch nur weil wir uns daran gewöhnt haben heißt das nicht, dass es in Ordnung ist. ![]() |
Gast | Geschrieben am: 15.05.2008 10:23 Aktualisiert: 16.05.2008 14:02 |
![]() Da helfen nur Ohropax oder Baldrian. Im schlimmsten Fall umziehen.
Ich hätte auch noch einen ganz fiesen Rat. Mach doch auch mal mitten in der Nacht oder am frühen Morgen Lärm. Gruss Helgamaus |
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Brigitta-B | Geschrieben am: 15.05.2008 09:32 Aktualisiert: 16.05.2008 13:59 |
![]() ![]() User seit: 23.10.2005 aus: Beiträge: 4761 |
![]() Erika, versteh mich nicht falsch, aber ich muss schmunzeln, denn ich bin mehr oder weniger mit diesem Lärmpegel aufgewachsen:
Hauptstraße, reißender Wildfluss, darüber die Eisenbahnbrücke, der letzte Zug ratterte um Mitternacht, der erste morgens um 4.00 Uhr drüber, dann direkt vor der Haustür die Autogarage und die Self-Service-Tankstelle meiner Eltern - wie gesagt, das waren die Geräuschkulissen, mit denen ich während der ersten 18 Jahre meines Lebens geschlafen habe. Dann kam ich weg von zu Hause in eine total ruhige Gegend, Haus nur mit Zufahrtsstraße für Anwohner: Ich brauchte ewig, um endlich wieder schlafen zu können, weil mir der Geräuschpegel fehlte. Auch heute lebe ich noch in einer sehr ruhigen Gegend, habe mich jedoch daran gewöhnt. Komischerweise habe ich jedoch kein Problem, wenn ich mal einige Nächte bei meiner Mutter zu Hause bin. Anscheinend sind diese Kindheits-Geräusche noch gespeichert und stören meinen Schlaf auch heute nicht. Brigitta-Barcelona |
lunka | Geschrieben am: 15.05.2008 09:02 Aktualisiert: 15.05.2008 09:27 |
![]() ![]() User seit: 19.07.2007 aus: Beiträge: 1222 |
![]() Na ja, so mit Lärm da draußen, besonders wenn er durch Kinder hervorgerufen wird, da bin ich sehr geduldig.
Die können und sollen und müssen nichts für. Bin der Meinung, Erwachsene sollten da mehr Rücksicht nehmen. Wo und wann dürfen kleine und heranwachsende Wesen mal laut sein? Nie? Ich kenne die Situation nur zu gut, meine Nachbarn unten fühlen sich ständig durch den Kinderlärm gestört, ich habe gefragt, ob die tagsüber schlafen. Die meinten nein. Was stört sie dann? Nachts ist bei uns immer ruhig, es sein den die Kleinen haben schlecht geträumt oder sind krank. Der Nachbar fühlt sich oft durch dieses (für mich unvermeindbare) Lärm gestört, z.B. wenn die Kiddis mal 20 min fangen spielen und nicht still sitzen können. Ich weiß was ich mache, wenn er nächstes mal kommt: ich frag ihn, ob er einen Seil mitgebracht hat, und ob er die Kinder mal selbst irgendwo anseilen kann, damit die nicht mehr laufen. Ich bin die Mama, ich schaffe dies nicht und bringe das nicht übers Herz, soll er doch selbst tun demnächst. Ich denke, er kommt dann nie wieder, um mich zum zig-ten Mal darauf aufmerksam zu machen, dass meine Kinder ihn stören. Mich stört am meisten nur der Verkehrslärm. Und wenn es nachts laut wird. Früher wohnte ich an der belebten Kreuzung, gar kein "Menschenlärm", nur Verkehrslärm, besonders nachts an der Ampel, das war schlimm. |
Gast | Geschrieben am: 15.05.2008 08:41 Aktualisiert: 15.05.2008 09:26 |
![]() Es gibt auch Leute, die kurz auf die Autohupe drücken, wenn sie mit dem Auto wegfahren, egal, ob sie dort wohnen oder nur zu Besuch sind - super nervig.
Oder keifende Nachbarn. Oder Nachbarn wie uns...bei denen der Mann drauf besteht echtes Holz für den Fußboden zu verlegen, was wohlgemerkt erst noch stundenlang in der Garage zugeschnitten werden muss ![]() |
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jippie | Geschrieben am: 14.05.2008 22:52 Aktualisiert: 15.05.2008 09:25 |
![]() ![]() User seit: 30.12.2005 aus: Beiträge: 3928 |
![]() Ich wohne mitten in der Fußgängerzone einer bayrischen Kleinstadt
und muss ehrlich sagen, ich habe noch nie so ruhig gewohnt. Bis auf die Stadtkirche, genau gegenüber, ist hier nach Ladenschluss eine himmlische Ruhe. ![]() Erika, ich lese dich zu gerne. Auch wenn es kein lustiges Thema ist, muss herzhaft lachen und man hört deine Nachbarn werkeln. ![]() |
Subura | Geschrieben am: 14.05.2008 19:19 Aktualisiert: 14.05.2008 22:28 |
![]() ![]() User seit: 27.02.2007 aus: Niederrhein Beiträge: 7887 |
![]() Du sprichst mir aus der lärmgestressten Seele!!!!!!
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