Erika Weder- Lärmverschmutzung

Datum 14.05.2008 18:13 | Kategorie: Texte

Ich bin ein geplagtes Wesen – dieser ständige Lärm ums Haus macht mich
langsam aber sicher krank. Es ist 8.01 am Samstag, mein Gegenüber parkt sein
Auto unter meinem Wohnzimmerfenster und hat angefangen, das ganze Werkzeug
im Kofferraum zu sortieren, welches im Lauf der Woche anscheinend
durcheinander fliegt.
Er schmeißt also Hämmer, Zangen, Schraubenzieher und
Gott weiß was alles in dem Auto rum, eines hierhin, eines dahin. Das macht
einen infernalischen Lärm, wenn man gerade aus dem Bett gekrabbelt ist und
versucht, mittels einer Tasse Kaffee wach zu werden.

Das heißt, wach war ich schon um dreiviertel sieben, als der Anwohner auf
der Schlafzimmer-Seite sich herzlichst von Frau und Kind verabschiedete.
„Mach's guhut!" „Jaha!" „Papi, bring mir was mihit!!!" „Mach ich!"
„Tschühüss!" "Tschau, Mausi!" Dann ist er endlich weg...

Nach 10 Minuten ist er wieder da, er war Semmeln holen.

Wenn Ihr glaubt, ich übertreibe, lade ich Euch ein, bei mir zu übernachten.
Davon kriegt jeder Albträume.

Nachts, ich liege im ersten Schlummer, ein Schrei draußen: „MAAAMIII !!!" –
Um Gottes Willen... Ich rumpele aus dem Bett, reiß das Fenster auf, schrei
raus: „Was ist denn los?"

Eine Nachbarin sucht ihre Katze, die heißt Mami...

Letztens kam besagter Gegenüber vom Urlaub zurück. Natürlich nachts um halb
drei Uhr. Natürlich muss er dann das Gepäck in seine Wohnung schleppen. Dass
man aber in einem geschlossenen Hof, mitten in der Nacht, nach jedem Koffer,
jeder Tasche den Kofferraumdeckel zuschmeißen muss, habe ich nicht
verstanden. Heute noch nicht.

Ich habe eine wunderschöne Wohnung, sehr preiswert und angenehm. Mein
Vermieter ist eine Seele, aber absolut taub, wenn er arbeitet – vermute ich
mal. Der Radau, den er mit seiner Kreissäge macht, die den ganzen Sommer
immer wieder stundenlang läuft, mit den Motorsägen, Schleifern, Bohrern,
wird noch übertönt durch einen Ghettoblaster, der aus welchen Gründen auch
immer türkische Musik spielt....

Das fertige Brennholz wird auf den Hänger eines Bulldogs geschmissen. Rumms,
rumms, rumms... Da sitzt man bloß da und wartet auf den nächsten Rumms...
Der Bulldog, der schon bessere Zeiten gesehen hat – das ist lange her -,
läuft indessen warm, unter meinen Fenster. Der Motor hat eine Frequenz, der
meine Gläser im Schrank wandern lässt.

Sohn fährt bei dem Lärm mit einem elektrischen Auto rum, er ist zwei Jahre
alt. Seine Mutter rennt neben ihm her und schreit Verhaltensmaßregeln.
„Thomasssss!" Den Rest verstehe ich nicht, sie ist eine Thai...

Man kennt hier keine Sonn- oder Feiertagsruhe, keine Mittagszeit – es wird
Krach gemacht, wenn man lustig ist... Mein Schwiegersohn hat am
Karfreitagnachmittag ein Gartenhäuschen zusammengezimmert – das Hämmern muss
man kilometerweit gehört haben.

Und ich drehe den Fernseher leiser, wenn das Fenster auf ist – damit die
Nachbarn nicht gestört werden. Die feiern ein Fest im Garten. Der Grill
steht direkt unter d e m Schlafzimmerfenster, welches ein Fliegengitter
hat, deshalb eigentlich immer auf ist. Weil der Brandmelder im Zimmer los
ging, habe ich es zugeschmissen...
Ich sehe es ja ein, dass Lärm unvermeidbar sein kann, vor allem, wenn jemand
bei der Arbeit ist. Habe ich auch gar nichts dagegen. Aber dieser
vermeidbare Lärm, dieses Geschrei draußen, dieses 12x die Autotür
zuschmeißen, nachts die Katzen suchen durch Gebrüll – das muss doch nicht
sein.

Gehen wir ein bisschen netter miteinander um. Es lohnt sich. Hoffe ich mal.

© Erika Weder




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