Abschied von Wolfgang End alias James Blackforest

Datum 18.04.2010 10:22 | Kategorie: Internes

Wolfgang End, geb. am 6.10.1952, vermisst seit Ostern 2009, tot aufgefunden am 13.04.2010.



Mit Trauer nehme ich Abschied von dem Künstler, Maler, (HFR-) Autor, Kollegen, Mitstreiter und vor allem von dem liebenswürdigen und hilfsbereiten Menschen Wolfgang End alias James Blackforest.
Wolfgang wurde im April 2009 als vermisst gemeldet. In einem Abschiedbrief schrieb er „das Finanzamt ist nicht mein Freund“. Wolfgang hatte eine Steuerschätzung - als er die Steuerschulden nicht bezahlen konnte, wurden seine Konten gesperrt und vier Tage vor der Zwangsräumung seiner Wohnung verschwand Wolfgang spurlos. Er nahm nichts mit, außer sein Fahrrad.

Am 13.4.2010 wurde Wolfgang am Stadtrand von Fürstenfeldbruck in einem Waldstück tot aufgefunden wurde. Er muss dort monatelang gelegen haben.

Wolfgang End wird voraussichtlich Anfang nächster Woche auf dem Friedhof, Waldfriedhofstr. 1, in Fürstenfeldbruck seine letzte Ruhe finden. Das genaue Datum der Beisetzung werde ich hier bekannt geben.

Die Kriminalpolizei bittet um Hinweise rund um das Verschwinden und dem Tod von Wolfgang End.
Das letzte Mal als sich Blackforest bei der HFR einloggte war am 02.07.2009 um 11:44 Uhr.
Falls ihr einen Hinweis haben solltet, bitte ich euch dies hier in diesem Thread zu posten bzw. mir eine Mail zu senden.

Ich bin untröstlich, dass ich – und wir alle – nicht in der Lage waren, Wolfgang zu Lebzeiten zu helfen. Ich habe erst jetzt von seinen Schwierigkeiten mit den Behörden erfahren.

Wolfgang lebte wie ein Künstler und starb wie ein Künstler.

Ich werde ihn vermissen.

Ciao, Wolfgang, ich hoffe es werden Dir viele die letzte Ehre erweisen, in Wort, Gedanken und bei der Beerdigung. Das ist das Mindeste was für Dich tun können.

Marie Theres

Seinen Nachruf „Über das Sterben“ schrieb Wolfgang im Jahre 2007 selbst (ich hänge ihn unten dran).

Weitere Texte von Wolfgang End findet ihr --→> Hier



Wolfgang End - Über das Sterben

Werde ich im Alter einsamer? Das ist eine gute Frage. Zumindest wird man religiöser. Als junger Mensch lernte ich das halbe Dorf kennen. Über den Kindergarten, dann Schule und auch über Freunde kannte ich fast jeden.
Weil mir die kleine Welt auf den Kopf fiel, zog ich weg.

Ich lernte noch mehr Menschen kennen. Es starben in dieser Zeit auch viele Menschen, die ich kannte.
Aber bis zu einem gewissem Alter macht man sich keine Gedanken. Es sind die Alten die sterben. Manchmal auch junge. Sei es durch Krankheit oder Unfall. Man bedauert, aber das Leben geht ja weiter.
Irgendwann bin ich selbst in so einem Alter angelangt, wo viele die ich kannte, in meinem Alter, gestorben sind. Es gibt sehr viele junge Menschen in meinem Dorf, die ich nicht kenne. Es sind Kinder von Freunden und Bekannten, die inzwischen auch Kinder haben. Wie soll ich die auch kennen, wenn man so lange vom Dorf weg war. Aber daran sehe ich auch, dass ich alt geworden bin.
Gerne blicke ich zurück. Wie schön es war, mit 3 Jahren auf einem Dreirad durch die Gegend zu strampeln. Die alten Schwarz-Weiß-Fotos - der kleine Kerl soll ich sein?
Dann ein Foto mit der Schultüte in der Hand und meine Erinnerung an den ersten Sechser im Zeugnis. Da war was los zu Hause. Die Pubertät, die Wandlung vom Kind zum Mann war ein Kampf und meine erste Freundin ein Gedicht.
So wie ich gerne zurückblicke, schaue ich auch nach vorne. Soll es mit 80 Jahren zu Ende sein? Werde ich dann noch zehn Jahre leben oder werde ich das 100ste überschreiten? Ist das Leben dort wirklich zu Ende? Wenn ich schlafe, wache ich zur Sicherheit manchmal auf. Wenn es im Knie juckt, dann weiß ich, dass ich noch lebe und nochmal einschlafen kann. Merke ich, wenn ich zum letzten Mal eingeschlafen bin?
Wie merke ich, dass ich tot bin? Woran kann ich das erkennen?
Kann mir jemand einen Rat geben? Wahrscheinlich nicht, weil die bereits tot sind!
Aber das Leben geht weiter, wird behauptet. In jeder Religion geht es nach dem Tod weiter. Man muss scheinbar nur die richtige Religion finden!
Aber was ist, wenn man wieder auf die Welt kommt? Vielleicht dann als Mädchen, in einem ganz anderem Ort? Viele neue Gesichter schauen in die Wiege, in der man liegt. Das vorherige Leben vergessen! Aber da ist Mami und Papi und viele neue Gesichter, die ich nicht kenne. Sie werden mir als Tanten und Onkel vorgestellt. Man klatscht Beifall, als ich zum ersten Mal laufe. Mami tanzt vor lauter Freude im Kreis, als ich zum ersten Mal Mami sage.
Ich weiß, meine Gedanken wirken nicht real, eher verrückt, aber ich täte es mir wünschen, wenn dies wahr wäre.
Was glaubst Du, wie der Mensch mit seiner Erde umgehen würde, wenn er wüsste, dass er wieder irgendwo geboren würde. Heute ist er Millionär und im nächsten Leben erwacht er in einem armen indischen Dorf, wo Hunger und Krankheit herrschen. Er müsste seinen Gen-Reis essen. Er würde in die Welt wieder geboren, die er so erbärmlich behandelt hat. Würde er weiterhin in den Krieg ziehen, wenn er wüsste, dass er auf seine Schwestern und Brüder schießt? Würden Mütter noch abtreiben wollen? Ich glaube, da wäre vieles anders, wenn der Mensch wüsste, dass er wieder käme.

© Wolfgang End - publiziert am 05.12.2007



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