Ursel Gödecke - Mehrarbeit

Datum 14.06.2006 09:29 | Kategorie: Texte

Eines Tages sollte es nicht mehr so sein wie immer. Plötzlich sollte ich mehr tun als sonst. Ach, es war doch so schön bequem vorher. Alles war eingespielt: Ein Halbtagsjob, mittags die Kinder, vielleicht was kochen oder schnell aufwärmen, Waschmaschine bedienen, Geschirrspüler an, etwas gab es immer zu putzen, telefonieren, mit Kind zum Sport, einkaufen, Mann kommt nach Hause, gemütlich essen, Kinder ins Bett, Feierabend.
Und nun wollte man mehr, ganz oder gar nicht: Du hast die Wahl. Tja, ist zwar nettes Geld, aber nicht unbedingt zum Überleben notwendig. Und naja, es war alles so normal geworden, die Arbeit schon fast automatisch, da könnte ja mal was neues.....!
Aber was, wenn NUR dieser Job für mich bereitsteht, und kein anderer?
Wenn ich hinterher merke, daß ich das doch zumindest zum geistigen Überleben gebraucht habe,
diese Anerkennung: "Du machst das irgendwie so gut, wir brauchen Dich nun mehr denn je"?
Naja, gelitten hab ich dort noch nie. Und kreativ ist er auch noch, der Job, und nette Kolleginnen hab ich.

Aber vielleicht, ja vielleicht mach ich den Job gar nicht so gut, und eine andere, noch dazu eine, die es nötiger hat als ich, jünger, könnte das viel besser! Das wäre ja moralisch sogar noch mehr zu vertreten, als wenn ich, die einen gut verdienenden Mann hat, diesen Job weitermachen würde, wo ich das vielleicht eigentlich gar nicht kann?!
Und die wäre so glücklich, wieder Arbeit zu haben! Noch dazu so kreative! Na, und besser verstehen würde sie sich wohl auch mit den anderen. Ich bin ja manchmal komisch, klar, in meinem Alter!
Dann hätte ich genügend Zeit für die Kinder, und einkaufen gehen könnte ich dann vormittags. Völlig streßfrei!

Dann kam alles anders. Die nette Nachbarin bot sich an, die Kinder zu betreuen. Meine Erfahrung auf besagtem Gebiet reichte völlig aus, damit andere mir nicht das Wasser reichen konnten.
Mein Mann sagte mir desöfteren, seit ich den Job mache, bin ich ausgeglichener (Wenn ich so zurückdenke, kann ich das bestätigen). Alles andere spielte sich ein.
Eine neue Herausforderung ist für die Seele gut.
Und für die Ehe.

© Ursel Gödecke lebt in Oldenburg und ist seit den Anfängen der Hausfrauenrevolution aktiv mit dabei.



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