
Ghita Cleri - Sommernächte
Datum 15.08.2009 12:10 | Kategorie: Texte
| Die Welt ist so leicht. Ich habe mir ihre Schwere mit den Füßen aus dem Bauch getanzt. Machte Platz für neuen Raum. Habe mir das Alleinsein aus den Knochen gestampft. Nun schwebe ich. Es hat heute Nacht hier geregnet. Ganz leicht nur. Ich habe mich und meine verschwitzte Haut diesem feinen Regen ausgesetzt. Er rinnt mir aus meinen Haaren auf meine Stirn über mein Gesicht in meine Mundwinkel. Ich lache ihm zu und lasse ihn mit meinen Lippen verschmelzen.
Die Bluse klebt an meinem Körper. Der leichte weiche Wind trocknet sie sehr schnell. Es ist immer noch warm draußen. Tropenhaus.
Im Hintergrund. Weiterhin die Stampfmusik, nicht aufdringlich. Zum Teil sogar gut. Habe die Augen zu gemacht und mich bewegt. Ungewollte Sinnlichkeit als Lockruf ohne Nachhall. Ein wundervolles Gefühl, losgelöst, allein und doch so vollkommen. Fast wie Liebe machen. Fast. Schade.
In der Dunkelheit des Gartens vor der Tanzscheune. Trinke meine Weinschorle. Sehe den Menschen zu, die sich langsam Richtung Nachhause bewegen. Ich summe: “c’est une chanson qui nous ressemble, toi qui m’aimait, moi qui t’aimait, nous étions tous les deux ensemble……… mais la mer efface sur le sable, les pas des amants désunis……”
Ich sitze allein auf der kleinen Bank und die letzten sanften Lichter gehen eins nach dem andern aus.
Ein Mann geht langsam vorbei. Ich stehe auf, will auch weg. Er bleibt stehen, bittet mich, sitzen zu bleiben. Das Bild sei so schön: eine Frau im Schein der wenigen Lampen, eine Melodie summend mit einem Weinglas an den Lippen – und um sich herum die Welt vergessend. „Gönnen Sie mir diesen Augenblick......., bitte!“
Ich blicke hoch, wir lächeln und halten die Welt an - einen Wimpernschlag lang. Er wendet sich ab, geht. Ich stehe auf, stelle das Glas ab und gehe Richtung Ausgang.
Irgendjemand summt ein Lied, irgendwo, weit weg..........
© Ghita Cleri
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