
Marie Theres Kroetz Relin - Muttern und das Haushaltsgeld
Datum 16.07.2006 19:13 | Kategorie: Texte
| „Weißt du, was er geantwortet hat? Das zahle ich nicht!“ jammert die Freundin. „Wie bitte?“ hakt Muttern nach „Dein Mann fährt jedes Jahr mit dem Kegelclub allein in Urlaub, und jetzt, wo du nach neun Jahren Ehe mal eine Woche ohne ihn und Kinder verreisen willst, will er dir kein Geld dafür geben?“ Sie schüttelt den Kopf. „Ich war völlig verblüfft und erzählte ihm vom „Taschengeld“, das mir eigentlich zustehen würde und wovon ich den Urlaub dann selbst bezahlen könnte. Darauf meinte er, ich solle halt mein Auto abmelden!“ – „Dieser Macho! Da musst du dich jetzt durchsetzen! Du hast sogar gesetzlich das Recht „in angemessenem Umfang über Geldmittel zum Familienunterhalt und zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse zu verfügen.“ Bis jetzt hat allerdings nur eine einzige Frau vor Gericht das Haushaltsgeld eingeklagt, weil sie ihre vier Kinder sonst nicht hätte ernähren können. Die meisten Frauen fügen sich in ihr Schicksal oder lassen sich gleich scheiden. Das willst du nicht, oder?“ Die Freundin schüttelt den Kopf. „Danke für deine Hilfe.“ haucht sie und geht. Muttern´s Gedanken kreisen, sie schaltet das Radio ein: „Herr Jean Ziegler, können sie uns ein Beispiel für diese „Scham“ nennen? – „Ja. Scham empfindet eine Mutter in Nordostbrasilien, wenn sie Steine kocht, weil ihre Kinder bei dem Kochgeräusch einschlafen können, obwohl es wieder nichts zu essen gibt.“ Das Bild schlägt in Mutterns Herz ein, sie bleibt wie angewurzelt stehen. Soviel zum Haushaltsgeld, Muttern!
© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 29
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