Interview in „Österreich“ von Daniela Schimke

Datum 03.09.2006 14:58 | Kategorie: Presse

Frau Kroetz-Relin, wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben?

Das war eine ganz spontane Idee. Ich traf Hauke Brost, den Autor des Buchs „Wie Männer ticken“ bei einer deutschen Fernsehsendung. Als er mir von seiner Idee erzählte, ein Buch über Frauen zu schreiben, fragte ich ihn spontan, ob ich nicht seine Co-Autorin werden sollte. Nach nur wenigen Tagen meldete er sich bei mir und sagte zu. Ein Mann kann doch so ein Buch gar nicht allein schreiben – er hat ja keine Eierstöcke (lacht).
Gab es beim Schreiben Meinungsverschiedenheiten?

Ja natürlich! Anfangs hatten wir viele Diskussionen über die einzelnen Ansichten. Aber schlussendlich konnten wir immer einen guten Konsens finden. Und sein Schreibstil wurde zunehmend weiblich.

In nur acht Monaten befragten sie über 1000 Frauen – welche persönlichen Schlüsse konnten sie aus den Interviews ziehen?

Die Arbeit war wahnsinnig spannend. Was mich am meisten verwundert hat war, dass die älteren Frauen viel offener über Sexualität sprachen als die jüngeren Befragten. Es ist erschütternd, wie konservativ viele Frauen unter 30 denken. Es scheint da eine richtige Rückentwicklung der Gesellschaft zu geben. Möglicherweise ist die Bravo-Generation einfach schon zu überaufgeklärt und zieht sich deshalb zurück.

Warum ist es Ihnen ein Anliegen, Männern das „Universum Frau“ näher zu bringen?

Wir müssen alles dafür tun, die Sprachlosigkeit, die noch immer zwischen vielen Männern und Frauen herrscht, zu überwinden. Es gibt in einer Partnerschaft nichts Schlimmeres, als sich anzuschweigen. Frauen denken nun mal ganz anders als Männer. Je mehr man aber darüber weiß, wie der andere denkt, desto besser kann man auf ihn eingehen.

Möchten Sie mit dem Buch männliche oder weibliche LeserInnen ansprechen?

Natürlich soll „Wie Frauen ticken“ vor allem Männer ansprechen. Ich bin aber sicher, dass wir auch viele Leserinnen begeistern können, weil sie sich mit dem Geschriebenen sehr identifizieren können.

Glauben Sie nicht, dass Männer den Inhalt eher belächeln?

Stimmt, viele Männer lachen zuerst einmal herzhaft. Wenn sie dann aber zum Beispiel lesen, dass Frauen von multiplen Orgasmen träumen, sind sie umso interessierter.

2002 haben Sie die Initiative „Hausenfrauenrevolution“ gegründet, mit der Sie auf die Probleme von nicht-berufstätigen Frauen aufmerksam machen? Warum ist Ihnen dieses Thema so wichtig?

Ich weiß, was es heißt, von einem Mann völlig abhängig zu sein. Obwohl ich gerne bei meinen Kindern war, fühlte ich mich nutzlos und frustriert. Als ich dann auch noch krank wurde und mit einer Lungenembolie im Krankenhaus landete, wusste ich, ich muss etwas verändern. Ich beschloss, mich für die gesellschaftliche Stellung der Hausfrau einzusetzen. Sich mit anderen Frauen auszutauschen, denen es genauso geht, ist dabei enorm wichtig – deshalb gründete ich die Homepage Hausfrauenrevolution.

Konnte die Hausfrauenrevolution denn auch wirklich etwas bewirken?

Auf jeden Fall! Sie hat mein persönliches Leben völlig verändert. Ich bin zwar nach wie vor zu Hause bei meinen Kindern, aber ich habe mir einen Arbeitsplatz als Autorin geschaffen, bin versichert und finanziell unabhängig. Und so wie ich konnten sich viele Frauen aus unserer Homepage-Community verwirklichen. Außerdem engagieren wir uns auch politisch sehr.

Die TV-Moderatorin Eva Herman sorgt mit ihrem neuen Buch „Das Eva Prinzip“, in dem sie gegen Karriere-Mütter wettert, für großes Aufsehen. Was halten Sie von Hermans Thesen?

Ich halte sie für völlig indiskutabel und für einen riesigen PR-Gag. Viele Frauen haben doch gar nicht die finanzielle Möglichkeit zu Hause bei den Kindern zu bleiben. Abgesehen davon, kann nur eine glückliche Mutter auch eine gute Mutter sein. Für seine Kinder da zu sein, ist etwas sehr schönes, trotzdem sind Kind und Karriere kein Widerspruch. Das muss jede Frau für sich selbst entscheiden. Ich wünsche Frau Herman viel Glück mit ihren Ansichten – mal sehen, wie sie in 10 Jahren darüber denkt.

Sie sind seit einem Jahr von ihrem Ehemann Franz Xaver Kroetz getrennt und leben mit ihren drei Kindern allein auf Teneriffa. Fühlen Sie sich nicht manchmal einsam? Oder gibt es einen neuen Mann in Ihrem Leben?

Nein, Gott sei Dank nicht. Ich genieße zurzeit mein Single-Leben in vollen Zügen. Ich habe momentan so viel zu tun, da könnte ich keinen Mann brauchen. Männer stören nur, wenn mal viel zu tun hat!


Interview mit Marie Theres Kroetz Relin von Daniela Schimke erschienen am 03.09.06 in "Österreich".



Dieser Artikel stammt von Hausfrauenrevolution
http://hausfrauenrevolution.com/html

Die URL für diesen Artikel ist:
http://hausfrauenrevolution.com/html/article.php?storyid=137