
Elfriede Sieferle- Bin ich wirklich nur ein graues Mäuschen?
Datum 15.06.2008 22:40 | Kategorie: Texte
| "Saubere Hände bescheren ein glückliches Leben"..., das steht wirklich so in diesem Heft... Kreation und Ehrlichkeit heben das Selbstbewusstsein und das Glück kommt von alleine..."! "Wundervoll", denke ich: "Was habe ich getan, dass mein Selbstbewusstsein auf Grundeis geht? Was soll denn so eine kleine Hausfrau wie ich denn schon anstellen können? Den Pfannkuchen anbrennen lassen?" "Wir stimmen zu den festen Regeln der Moral, um diese dann gedankenlos zu brechen, oder aber wir verletzen sie mit "gutem Grund". Und schon ist es geschehen, die ersten dumpfen Elendsgitter ziehen verstohlen hinter uns heran..." Eigentlich wollte ich einen Beruf erlernen. Einen Mann und Familie wollte ich auch. Selbstbestimmung und Freiheit. Eigenes Geld und einen Job, bei dem ich glücklich bin. Was habe ich und was bin ich wirklich? Ich habe einen Mann und drei Kinder. Kein eigenes Geld. Denn das verdient der Mann. Ich bin in der Familie das "Küchenmäuschen", Mädchen für alles und die Frau vom Mann. Bei Behörden und beim Finanzamt steht bei Beruf: "Hausfrau!" Trotz Emanzipation stehe ich immer noch in der Küche. Emanzipation hilft mir nichts, wenn mir der Pfannkuchen anbrennt. Wird die Rolle der Hausfrau in der Gesellschaft wirklich ernst genommen? Nein, wenn es um die Rente geht, nicht. In der Werbung waschen Hausfrauen Wäsche oder lassen einen General die Wohnung putzen. Hausfrauen sind Experten beim Kloputzen und Wäscheaufhängen. Es ist auch eine Aufgabe der Hausfrauen, in der Werbung versteht sich, Süßigkeiten an Kinder zu verteilen. Sie knüpfen dort auch die Krawatte des Mannes und kümmern sich allgemein um die Gepflegtheit des Mannes. Auch sind sie Experten im Vortäuschen von drei Sternemenüs, denn sie zaubern aus Fertiggerichten und Tütchensuppen rasch und in Windeseile ganze Menüs und zwar solche, wo der "Schuhbeck" neidisch drein schauen würde. Ja, in der Werbung ist die Hausfrau ein Traumberuf!!! Sie braucht nur das richtige Mittelchen einzukaufen und schon hat sie viel Zeit zum Zigarettenrauchen. So ein bisschen Haushalt...! Wie steht es in der Politik? Hat je ein Politiker schon die Hausfrau in seine Begrüßungsformel eingebaut, wie meine Damen und Herren, geehrte Hausfrauen. Von den Hausmänner wollen wir schweigen. Wie wäre es, wenn ich einem Beruf nachginge? Zuhause wäre ich dennoch immer nur eine Hausfrau. Die Arbeit wäre die Gleiche. Wer kocht, putzt, bügelt und organisiert? - Die Hausfrau, die als Sekretärin noch etwas Geld dazu verdient, weil eben das Geld hinten und vorne nicht langt! Ist mal eine Hausfrau bestimmt, dann hat sie "Haare auf den Zähnen". Eine Frau ist in unserer Gesellschaft verrufen, wenn sie ‚der „Herr im Haus“ ist. Dann hat sie die "Hosen" an, heißt es in unserer Gesellschaft Die Hausfrau kommt grundsätzlich nach dem Mann. Die ewige Zweite. Sie kann noch so gut sein, sie bleibt immer die Zweite. Aber, warum fühle ich mich heute so schrecklich? Ach ja, ich habe mir gestern mal ungefragt frei genommen. Ich nahm mir einen Tag frei und kam erst morgens um drei nach Hause. Die ganze Familie ist durch meinen Trip durcheinander gekommen. Aber Josef, mein Mann, hatte die Situation gut ihm Griff. Gierlie kam rechtzeitig zur Schule, aber auch sonst klappte es. Nur das Frühstück war chaotisch. Mit Josef konnte ich darüber noch nicht sprechen. Was steht da in diesem Heft: "Wir stimmen zu den festen Regeln der Moral, um diese gedankenlos zu brechen, oder verletzen sie mit "gutem Grund". Und schon ist es geschehen, die ersten dumpfen Elendsgitter ziehen verstohlen hinter uns heran..." Jemand kommt die Treppe runter. Es ist Josef, mein Mann. "Elfriede, ich habe über uns nachgedacht", begrüßt mich Josef, "Was hältst davon, dass Du einen Tag in der Woche frei nimmst. Sozusagen einen ganzen Tag, nur für Dich alleine!"
© Elfriede Sieferle
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