Muttern schlendert mit ihrer Tochter durch die Fußgängerzone. „Guck mal Mama, ist da vorne eine Demo?“ Neugierig starrt Girlie in Richtung der Demonstranten: „Kostenlose Umarmung“ steht auf den Schildern und wildfremde Menschen liegen sich in den Armen.
„Das kann ich dir jetzt nicht erzählen!“ sagt Muttern ins Telefon, mit einem Seitenblick auf ihre Tochter, die wieder mal ihr Ohr direkt am Hörer geparkt hat. „Nein, wirklich nicht: der „Feind“ hört mit!“
„Mama, wer hat eigentlich das Lied „Stille Nacht“ geschrieben?“ fragt Sohnemann mit großen Augen. „Also: es waren einmal eine arme Strickerin und ein entlaufener Lungauer Wachsoldat, die im Jahre 1792 einen illegitimen Sohn, Josef Mohr, bekamen. An dessen Wiege stand ein Henker Pate.
„Mama!“ tönt die fröhliche Stimme durchs Haus. „Ich werde am 20. August 2065, mit 77 Jahren sterben!“ Muttern wird blass. „Sehr witzig!“ meint sie erbost. „Damit scherzt man nicht!“ Girlie ruft den Bruder. „Soll ich dein Todesdatum auch ausrechnen?“ Muttern eilt zum Computer.
November, grau, trist, windig – ein Wetter, wie man es fürchtet nach einem heißen Sommer und einem sehr schönen Herbst. Es gibt kaum Farben, ab und zu ein gelbes Rapsfeld, Wiesen, die immer noch das Grün des Sommers konservieren konnten. Manche Bäume tragen gelbbraune Blätter, noch nicht abgeworfen, nicht kapituliert vor den kalten Ostwinden.
„Die Auswirkungen der Globalen Erwärmung kann man auch angesichts der Unterwäsche erkennen.“ schmunzelt Muttern und bearbeitet flott die dritte Waschmaschinen-Füllung: aufhängen, abhängen, zusammenlegen. „Wenn ich da an die Höschen, meiner Oma, meiner Mama, mir und dem Hauch von Nichts meiner Mädels, denke, tja da kann man den leibhaftigen Fortschritt vom Liebestöter bis zum String gut verfolgen.“
Liebe Marie Theres,
so, jetzt muss ich einfach mal erzählen, wie es mir weiter erging in Bonn, war einfach zu schräg, die ganze Geschichte.
Also, gut gelaunt und etwas müde machte ich mich um 1.30 fröhlich auf Richtung Tiefgarage, um dort festzustellen, dass die Hauptbahnhofsgarage einer sogenannten Großstadt ab 1.00 - abgeschlossen war.
„Wenn der Mensch der Körper wäre, so gäbe es keine andere Moral als die Hygiene.", Théodore Jouffroy. „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.", Francis Picabia. „Nicht mehr als ein Haar weit liegt Irrtum von der Wahrheit.", Anton Kippenberg. Allerdings: „Wenn der Kopf ab ist, weint man den Haaren nicht nach.", Nikita Chruschtschow.
Ich muss zum Friseur, die Betonung liegt dabei auf „muss“.
Brav setze ich mich auf den Sessel und lasse Silvana vorerst eine Diagnose stellen. Mein Sohn wollte mich unbedingt begleiten. Er sitzt nun im Sessel neben mir und sieht sich ein Heft mit verschiedenen Haarschnitten an. Die Diagnose fällt nicht gerade gut aus. Die Spitzen sind struppig und Silvana outet viele meiner Haare schonungslos als grau.
Der Wecker klingelt. Es ist kalt und grau an diesem Montagmorgen, am 20.11.06. „Was soll ich anziehen?“ Ich stehe unter der Dusche, ein flaues Gefühl im Magen. „Ein Kleid? Nein, ein Kostüm.“ Das warme Wasser belebt meine Gedanken. „Ein weißes Kostüm?“ Ich schmunzle. „Schließlich hab ich nicht in weiß geheiratet, dafür könnte ich aber...?“ Erst mal Kaffee. Der tut zwar meinem Hirn gut, aber in meinem Magen hat soeben einen Rummelplatz eröffnet.