Teil III - Marginalisierung als Bindeglied der Ausbeutung
1 Abdrängung aus der Erwerbstätigkeit
Unter Marginalisierung wird hier ganz allgemein der Mechanismus der Abdrängung von potentiell Erwerbstätigen und Arbeitskräften in Arbeitsbereiche verstanden, die schlecht oder gar nicht bezahlt werden. Betroffen sind von diesen Mechanismen in erster Linie Hausfrauen und Bauern in der Dritten Welt.
1. Halten Sie Arbeitslosigkeit für eine gute Gelegenheit, die Frau im Haushalt zu entlasten?
2. Wechseln Sie oft verschissene Windeln?
3. Putzen Sie verpinkelte Klosetts?
4. Wenn nicht, glauben Sie, daß es Sache der Frau ist, sich mit Scheiße zu befassen?
5. Wenn nicht, warum tun Sie nichts dagegen?
„C-A-F-F-E-E, trink nicht so viel Kaffee / Nicht für Kinder ist der Türkentrank / schwächt die Nerven macht dich blass und krank / Sei du kein Muselmann, der das nicht lassen kann.“ Mussten Sie in der Schule auch dieses Lied von Carl Gottlieb Hering (1766-1853) lernen? Ich schon!
Lieber Freund,
ich sitze hier an meinem Arbeitsplatz der nur erhellt wird von einer kleinen Lampe und dem Bildschirm und schreibe endlich an Dich. Nein, nicht daß ich mich einer Antwort lieber entzog weil ich dich meiden wollte; es ist halt, daß wir uns so lange nicht mehr gehört haben und noch länger, daß wir uns nicht mehr sahen.
1964 sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Anna war 4 Jahre alt und ich 6. Sie war die Tochter unseres Pensionswirts ganz am Ende des Gsieser Tals in Südtirol. Dort verbrachte ich mit meinen Eltern die Sommerferien. Die Anna von damals hab ich als nett in Erinnerung, aber nicht als so besonders wichtig. Sie hatte blonde Zöpfe, blaue Augen und immer schmutzige Knie. Ich war mit ihrem Bruder Peter befreundet, und Anna spielte halt mit.
Ich kenne da so einen Mann – nennen wir ihn mal François, der ein recht schwieriges Verhältnis hat zu seinem Handy. Ursprünglich, d.h. bis vor ca. 6 Monaten, benutzte er das Ding nur, um Anrufe zu tätigen, aber auch wirklich nur dazu. Hatte man von ihm einen Anruf erhalten und es kam einem 2 Sekunden später in den Sinn, dass man ihm noch etwas sagen musste, war das Handy schon wieder aus.
Er liest sie redet.
Später redet sie nicht mehr und er liest. Später liest er dann nicht mehr und sie redet auch nicht. Ab und An sagt sie : „Hm“, und sieht ihn erwartungsvoll an. Die Zeit rinnt mit ihr wie zähes Zeugs von ihr ab und er sagt nichts.
Neulich im Supermarkt: „Sind Sie nicht die Tochter von...?“ werde ich von hinten angesprochen, während ich nach dem richtigen Putzmittel Ausschau halte. „Ja, bin ich.“ antworte ich mit professionellem Lächeln und wende mich wieder den Saubermachern zu.
Gestern las ich eine Anzeige in unserer Zeitung: „Tauschbörse für
Kids... Am Samstag, den soundsovielten, findet in der Rottgauhalle in
Eggenfelden eine Tauschbörse für Kinder und Jugendliche statt."
Wenn das keine tolle Idee ist! Schade, dass es das früher noch nicht
gab! Die Anzeige rief Erinnerungen wach an Momente, in denen ich meine
Kinder und Jugendlichen gern gegen pflegeleichtere eingetauscht hätte.
Na prima, da stand ich vor dem Spiegel als frisch gewählte Bürgermeisterin mit einem klassischen Matschauge. Eine Infektion, sagte die Augenärztin, und das könne dauern. So ein kleiner gelber Zettel verhinderte zum Glück, dass ich im Amt allerhand Vermutungen den Nährboden bot. Es könnte tatsächlich den Anschein haben, ich hätte einen Kneipenbesuch nicht unbeschadet überstanden, zumal mich ja jeder in der Stadt als diskussionsfreudige Kampf-Emanze kennte. Kein Wunder, wenn es so eine einmal gezeigt bekäme.