Ich liebe diese paradoxe Einsamkeit
Ich stehe beim Einkaufen vor prall gefüllten Regalen und mein Kopf ist voller mit Gedanken über den autobiographischen Roman von Catherine Millet, den die 58-jährige Kunsthistorikerin über ihr sexuelles Leben und „für die Frauen“ geschrieben hat.
Wenn man mich fragen würde, welches meine liebste Art ist, mich außer Haus zu bewegen, würde ich immer das Fahrradfahren nennen.
Ich liebe das: Raus an die frische Luft, was für die Gesundheit tun ohne in Atemnöte zu geraten, immer wieder was neues entdecken und mir den Wind um die Ohren pfeifen lassen.
Sommer am Baggersee. Muttern genießt in Ruhe die Zeitung, während Sohnemann im Wasser tobt. „Zidanes Kopfstoß beim WM-Finale hat ja viel ausgelöst!“ murmelt Muttern. „So etwas darf nicht passieren, egal was Materazzi nun gesagt hat!“
Sommer! Urlaub! Lesen!
Aber ausgerechnet erotische Literatur? Warum nicht, wenn sie gut geschrieben ist. Lesen bedeutet Arbeit fürs Hirn. Die eigene Phantasie ist verantwortlich für die Bilder, die in unserem Kopf entstehen und die uns in andere Welten tragen. Ganz im Gegensatz zu dem Billig-Gestöhne, das sich via Mattscheibe heutzutage in jedem Wohnzimmer (ungewollt?) breit macht - selbst wenn man weiter zappt.
„Weißt du, was er geantwortet hat? Das zahle ich nicht!“ jammert die Freundin. „Wie bitte?“ hakt Muttern nach „Dein Mann fährt jedes Jahr mit dem Kegelclub allein in Urlaub, und jetzt, wo du nach neun Jahren Ehe mal eine Woche ohne ihn und Kinder verreisen willst, will er dir kein Geld dafür geben?“ Sie schüttelt den Kopf.
Wir hatten am 2. Juli 2004 seinen 60. Geburtstag gefeiert, so wie er es liebte: Alle vier Kinder samt Schwiegersöhnen, Schwiegerfreunden und Enkeln zusammen in einem Wirtshaus. Es gab gut zu Essen und zu Trinken, es war lustig und er strahlte voller Behagen.
„Hast du das Zugticket?“ fragt Muttern besorgt. „Ja, Mama.“ -„Und den Ausweis?“ -„Ja, Mama.“ - „Geld hast Du auch?“ Sie eilen durch den überfüllten Bahnhof. „Ja, Mama!“ schnauft sie.
Wenn aus Säuglingen Konkurrenten werden
„Wir waren ja bei dieser U4 – also, mit 65 Zentimetern und siebeneinhalb Kilo ist meine Tochter ganz schön groß, sagt der Arzt. Und er meint, sie sei auch sonst ganz schön weit!“
Die Stimme meiner alten Freundin überschlägt sich schier vor Stolz. Und ich ärgere mich, ans Telefon gegangen zu sein.
Diese Gedanken hatte ich in der Bretagne:
7.08.05 Heute habe ich mich an Helmuts Seite beschreiben können:
Ich bin von Beruf Helmuts "Lebensmanagerin"
und wenn ich mich mal gegen die von ihm festgelegten Aufgaben aufgelehnt habe, so wurde ich verletzt, gedemütigt, bis ich meine Position wieder eingenommen habe und verantwortlich meine Aufgaben gemäß seiner Arbeitsplatzbeschreibung ausgeführt habe.
„Hallo, ich hätte gerne für meinen Sohn einen Flug im August nach Teneriffa gebucht.“ flötet Muttern ins Telefon. „Ja, allein. Er kann dort kostenlos Urlaub zu machen.“ sagt sie stolz.