„Die ganze Zeit predige ich es. Aber nein, auf mich hört ja keiner!“ schimpft Muttern mit dem Fernseher. „Fernsehen, Playstation, Gameboy und Computer sind bei uns Babysitter Nummer Eins! De Jugendlichen hängen vor der Mattscheibe, werden medientechnisch „betreut“ und zur Gewalt „erzogen“. 700 Fernseh-Tote gehören zum täglichen Filmkonsum! Das ist die Norm. Aber die Glotze kann doch keine Liebe ersetzen!
„Ändere die Welt, sie braucht es!“, sagte schon Bertold Brecht.“ Muttern marschiert entschlossenen Schrittes auf das Jugendamt zu. „Und wenn ich nur die Welt eines einzelnen Menschen verändern kann!“
Oh Schreck, es Weihnachtet,
noch nicht ganz munter und immer noch in Gedanken, was brauch ich den alles, ging ich durch den Supermarkt. Eine Sperre, ne, nicht doch, es ist ein Stand mit einem Berg von Schokonikoläusen.
„Frau von der Leyen, Sie sagen wörtlich: Wenn Kinderschicksale Schlagzeilen machen, handelt es sich häufig um Kinder, die in Hochrisikofamilien geboren werden. In Fällen, in denen gegen den Willen der Eltern interveniert werden muss, um das Kindeswohl zu sichern, ist der Staat in seinem Wächteramt gefordert. Und wir haben auch die rechtlichen Möglichkeiten, müssen sie nur konsequent anwenden“. Muttern besprüht den Badezimmerspiegel mit Putzmittel.
Liebste Marie,
Der Herbst ist angekommen und während Berlin die Kastanienbäume rettet, indem es ABM's und RBM's das Laub aufsammeln läßt, schichte ich mich zwiebelartig mit dem gesamten Bestand meines Kleiderschrankes, um ja nicht an einer Ampel festzufrieren. Das geht schnell, das mit dem Festfrieren meine ich.
„Ich verstehe sie einfach nicht!“ sagt Muttern zu ihrer Tochter. Teenies Stimme dröhnt aus dem Anrufbeantworter: „Hi, hab mich in Berlin eingefuchst, die City ist tight. War mit Droogs lecker frazen.“ Muttern drückt auf Pause und Girlie übersetzt: „Sie hat sich in Berlin eingelebt, findet die Stadt toll und war mit Freunden beim Essen. Weiter!“ -
„Professor Alan Smithers von der Universität Buckingham bezeichnete die Ergebnisse als "erschreckend". Schulen müssten sich wieder mehr auf das Grundwissen konzentrieren.“ Mutterns Nase hängt über der Zeitung, sie schüttelt fassungslos den Kopf. „Erschreckend? Ich bin erschüttert! Nicht zu glauben: Jedes fünfte britische Kind weiß nicht, wo Großbritannien ist!
Mit dem Zitat „Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere“ wollte ich eigentlich nicht gerade anfangen, aber es ist einfach nur passend.
Wir glauben ja alle, über den Tieren und allen anderen Kreaturen zu stehen, aber tun wir das denn wirklich???
„Wir leben in einer verdrehten Welt!“ murmelt Muttern beim Zeitung lesen. „Die erste Meldung: der 2-jährige Kevin wurde von seinem Vater erschlagen. Die halb verweste Leiche wurde im Kühlschrank gefunden. Die zweite Meldung: die Kanzlerin meint zum Fall Kevin: „Kindern in Not muss alle Kraft zuteil werden.“
„Wie bitte?“ fragt Muttern ihre verzweifelte Freundin. „Noch mal: deine 16-jährige Tochter hat ein paar Monate beim Staatstheater als Statistin gejobbt und sich dabei insgesamt 1000 Euro verdient. Dieses Geld investierte sie in ihre eigene Ausbildung und nahm Gesangsunterricht.“ Muttern liest kopfschüttelnd den Bescheid der Bundesagentur für Arbeit und blickt dann in die feuchten Augen ihrer Freundin.