Liebe Frau Ursula von der Leyen,
was haben Sie nur getan? „Die geringste Präsenz am Arbeitsmarkt findet sich bei deutschen Müttern, die diese gewonnene Zeit aber nicht in Hausarbeit investieren, sondern in persönliche Freizeit...“ So heißt es im 7. Familienbericht der Bundesregierung, und Sie haben ihn vorgestellt. Ein Aufschrei ging durch die Nation: Deutsche Mütter sind faul!?
„Musst Du denn so wild Fußball spielen?“ Muttern schimpft mit ihrem Sohn. „Wir werden Weltmeister! Klinsi ist der Beste!“ äfft sie ihn nach „Und platsch, schon liegst du am Boden!“ Sie tastet den Knöchel ab, der Sohn wimmert leise.
Aber hallo, Uschi, was geht dir denn jetzt schon wieder durchs Köpfchen? Echt, deine Familienpolitik macht mich fertig! Da verliere selbst ich jeden Respekt und sage: Du, sorry, aber tickst du noch richtig? Wie kommst Du dazu, im 7. Familienbericht der Bundesregierung, den Arbeitswillen von Müttern öffentlich zu kritisieren und anzweifeln zu lassen?!
Frühlingserwachen. „Wir haben etwas mit Herrn Stoiber gemeinsam, der sonntags gerne mal im Garten eine Blume hinrichtet!“ schmunzelt Muttern, während sie Unkraut jätet. „Hat er das gesagt?“ fragt die erstaunte Tochter. „Ja! Und wenn er das nicht selbst machen kann „dann sag ich meiner Frau, was ich alles tun würde, und dann macht sie es, beziehungsweise mit dem Gärtner zusammen." O-Ton eines Ministerpräsidenten!“
Der Tod meiner Mutter veränderte schlagartig meine Lebens-Sichtweise: Bis dahin stand ich im Sandkasten und schaufelte viele kleine Löffel Sand in mein Förmchen - „Backe, backe Kuchen“ - ganz selbstverständlich. Ich sammelte ein buntes Leben und klopfte mit meinem „Energie-Schäufelchen“ auf den Sand.
Am 26. April 2005 wurde mein Lebens-Sand von Tränen durchtränkt, als ich mich endgültig von meiner Mutter verabschieden musste.
„Während der ganzen Ausländerdiskussion die derzeit das Land beherrscht, frag ich mich, ob wir Deutschen selbst über genügend Sprachkenntnisse verfügen? Da lerne ich doch gerne mal wieder ein bisschen deutsch!“
„Wahnsinn!“ schimpft Muttern und schlägt die Zeitung zu. „Der Fernseher ist doch schon zum Babysitter Nummer Eins avanciert! Aber dem nicht genug: nun soll auch noch maßgeschneidertes Baby-TV den Laufstall erreichen!
„Mama!“ Girlie stürzt sich in MutternÂ’s Arme. „Ich hab Angst! Ich halt das nicht mehr aus! Ich könnte nur noch heulen.“ Muttern versucht ihr Kind zu beruhigen: „Wovor hast du denn solche Angst?“ fragt sie leise und besieht sich dabei die Kinderhände. „Sag mal, du kaust ja Fingernägel!“
„Ausgerechnet heute muss Fräulein Tochter sich beim Tanzen den Fuß zerren! Heißt ja schließlich Breakdance!“ Muttern sitzt in der überfüllten Notaufnahme. „Toller Zeitpunkt: Ärztestreik in ganz Deutschland, ein mager besetzter Notdienst und Mutti hat ja sonst nix zu tun.“
„Bei dir fühle ich mich wohl. Du bist immer für mich da. Ich weiß, ich werde die meiste Zeit meines Lebens mit dir verbringen. Bei dir kann ich mich einfach fallen lassen, du hältst mich fest, wenn ich müde bin und entführst mich in die Welt der Träume.